
sich gen Südenr Anfangs schmal, dann immer breiter
und endlich vereinigt mit dem grofsen Gebirge,
das sich über Fr arische Hoek, D rakenstein, Stellenbosch
und Hottentottschholland bei dem fa l schen
Cap ins Meer verliert.
In dem abgerundeten Winkel, den diese beiden
Gebirgszweige bilden, liegt das Thal Roode-
zandx', vormals das Land van PVaveren genannt,
in den ganz neuesten Zeiten, da es der Hauptort
des nördlichen Theils der Colonie und der Sitz eines
Landdrosten ward, mit dem Namen Tulbagh
belegt; Die Breite dieses Thals beträgt gerade
eine geographische Meile. Von drei Seiten um-
schließen es hohe Gebirge, nach der südlichen
aber ist es offen und grenzt an die Districte des
Breederivier uqd Goudinie. Die Länge des Thals,
soweit-es Roodezand heifst, beträgt zwei bis drittehalb
Meilen.,.
Vierzig. Familien bewohnen den also genannten
Bezirk, jklein ist verhältnifsmäfsig eines Jeden
Gebiet, aber fruchtbar an Getreide und Obst.
Der hiesige Waizen gilt für den besten und schwersten
im Lande und ist eine begehrte Waare in
der Capstadt. Wenig bedeutend ist die Viehzucht
wegen Mangel ausgedehnter Weiden, doch nährt
ein Jeder soviel Ochsen als er zur Wirthschaft gebraucht
und eine hinlängliche Menge von Schafen,
um das Gesinde zu beköstigen.
Die Kirche ist ein ganz artiges, einfaches, im
Jahr 1743 errichtetes Gebäude, worin jeden Sonntag
gepredigt wird ; meilenweit kommen die Pfarr-
kinder herbei und es entzieht sich keiner dem
mühevollen Amte eines Aeltesten und Rirchenvor-
stehers, wenn er nur in einem halben Tage zu
Pferde die Kirche erreichen kann. Selbst die Bewohner
der Hantam, des Rogge- und Bokkeveldes
sind hier eingepfarrt. Sie bringen ihre Kinder
hieher zur Taufe, doch selten gleich nach der Geburt,
sondern gelegentlich auf einer Geschäftsreise
nach der Stadt. Dafs an den beiden Sonntagen,
die wir hier zubrachten, zusammen vier und zwanzig
Kinder getauft wurden, mag abermals als Beweis
der schnellen Bevölkerung dieser Colonie dienen.
So geschehen denn aiich hier die priester-
lichen Einsegnungen Neuvermählter die Con-
firmation der Kinder und wenigstens einmal im
Jahre pflegt jeder, auch der entfernteste, Colonist
das heilige Nachtmahl zu geniefsen. Wie strenge
sich zu Hause der africanische Landmann im Beten
und Singen übe, werde ich in der Folge erzählen. —
Nahe bei der Kirche steht eine einzelne Reihe
von zehn bis zwölf Häusern, worin meistens Handwerker
und kleine Krämer wohnen, die wegen
der gutbewohnten Nachbarschaft und wegen der
vielbesuchten Strafsen, die an diesem Orte sich
kreuzen , ihr hinreichendes Auskommen finden.
Jedes Haus hat gegenüber der Thür, an der ändern
Seite des Weges, einen kleinen Garten und
|f Vormals’ mufsten alle Heiratlien in der Capstadt gerichtlich
geschlossen werden, und die Brautleute mufsten deshalb
oft eine Reise von mehr als 100 Meilen unternehmen. Das
Gouvernement hat diese Einrichtung als unstatthaft-erkannt und
die Vollziehung des bürgerlichen Acts an die Landdrosten jedes
Districts verwiesen.