
gelung eines Sporns ein Messer gebraucht habe.
Jene Beschuldigung gehört zu den Verunglimpfungen
» die sich Herr Bar row zuweilen erlaubt, um
den Gharacter der ihm persönlich gehässigen Colo-
nisten in ein nachtheiliges Licht zu setzen. Er nimmt
es sich dabei nicht übel, das einzelne Beispiel zur
allgemeinen Regel zu erheben, und schadet durch
diese einzige Übertreibung in der That der Wahrheit
mehr, als L e Vai l lant , der hin und wieder
ein belustigendes Abentheuer erdichtet. Es ist
wohl noch die Frage, welche Grausamkeit härtere
Rüge verdiente, die des rohen Africaners, der sein
Vieh in Augenblicken der Angst und Gefahr mit
Sporn und Peitschen antreibt, oder die des gebildeten
Europäers , der ohne Nutzen ein Pferd
stutzt und anglisirt, oder es zum muthwilligen
Zeitvertreib im Wettrennen zu Tode jagt.
Die Höhe des Gipfels, den wir nunmehr erklommen
hatten, betrug nach einer ungefähren
Schätzung etwa 2000 bis z5oo Fufs über der Fläche
des unter uns liegenden Landes, welches selbst
wieder et.wa 1000 Fufs höher liegt, als die Fläche
des Meers. Eine weite Aussicht auf die Pikeeberge
und über sie hinaus, lohnte für die Mühseligkeiten
des Kletterns, und nicht weit von dem
Gipfel bot uns eine enge Grotte, in,deren Mitte
ein kleiner Quell klaren kühlen Wassers entsprang,
Obdach gegen die Strahlen der Sonne und Erfrischung.
Jenseits führte uns ein minder steiler und unebener
Weg an dem Abhange des Berges allmäh-
lig in das Thal hinab, das rings von hohen und
kahlen Bergen umschlossen, fast keinen Ausgang
zu haben schien. Wir erreichten nach einigen
Stunden Weges durch enge Thäler einen hübschen
irrünbewachsenen Fleck, wo wir Wasser und reich- Öl
iehe Weide für unsre Pferde fanden, und ihnen
und uns eine kurze Ruhe gönnten. Es war ein
Ausspannplatz und sein Name Jans Kraal. Deutlich
bemerkten wir hier einen auffallenden Unter-
j schied der Vegetation von der, welche wir bisher
\ angetroffen hatten, und der heutige Tag lieferte
für das Herbarium und die Insectensammlung so
viel neues und seltenes, dafs nachher kaum die
erforderliche Zeit gefunden wurde, dies Alles gehörig
einzulegen und aufzubewahren. E in , zwischen
den nahe zusammentretenden Bergen sich
hinschlängelndes enges Thal bezeichnete uns un-
sern ferneren Weg. Am Ende dieses Thals, welches
die Berg-Valley genannt und für besonders
fruchtbar gehalten wird, fanden wir die Wohnung
des Veld-Cornets Gi d e o n Ros s o uw *), wo wir
übernachten sollten. Das Thal erweitert sich in
dieser Gegend, und nach Norden hin stofsen san-
*) So schreibt jetzt diese Familie, die von einem französischen
R e fu g ie , Namens R o u s s e a u , abstammt, ihren Na men.
Auf ähnliche W e ise verstümmeln die übrigen C o lo -
nisten französischer Abkunft ihre N am en , indem sie sie nach
dem Gehör in holländischer Sprache niederschreiben. —
V e ld -C o rn e t ist die Benennung der untern Magistratsperson,
die in erster Instanz kleine Grenzstreitigkeiten und Klagen
zwischen Colonisten und Hottentotten entscheidet, und über
einen Bezirk von io bis 12 Pächterfamilien eine Art von Regierung
führt. Ihr Gehalt besteht allein in einer Befreiung
von dem gewöhnlichen Erbpachtzins.