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daher man zum Ziehen schwerer Wagen durchaus
Ochsen gebrauchen mufs , zumal auf längeren Reisen,
die in einige Entfernung von der Gapstadt
und über die Gebirge unternommen werden. Um
sich ihrer Dienstfähigkeit auf die Dauer zu versichern,
mufs man fie nie zu stark anstrengen, oft
ruhen und weiden lassen, und fao möglich dann
und wann mit Gerste oder Hafer füttern. Dann
halten sie es unfehlbar länger aus , als unter denselben
Bedingungen europäische thun würden, und
es ist fast unglaublich, welche ungeheure Räume
bei dieser Vorsicht mit ihnen zuweilen in wenigen
Tagen zurückgelegt werden. Die mehrsten gehen
einen für den Reiter, wie für das Pferd sehr bequemen
kurzen Gallopp , den sie sehr länge aus*-
halten, wenn man sie nur nicht unvernünftiger
Weise antreibt. Er hat aber die üble Folge, dafs
sie sehr früh lahm und steif werden. Der Pafs
scheint ebenfalls den hiesigen Pferden so eigen und
natürlich zu sein , dafs es den Cavalleristen wahre
Mühe k o s te t, sie zum Schritt und Trab zu dres-
siren. —
Zur Unterhaltung der Gesellschaft liefs Herr
v a n R e e n e n Abends seine Sclaven musiciren.
Sie bliesen auf Clarinetten, Hörnern und Fagotten
erst einen Choral, nachher mehrere Marsche und
Tänze. Man hatte Ursache, mit der Stimmung und
Präcision zufrieden zu seyn , wiewohl immer noch
viel fehlte * dafs man es eine gute Harmonie-Musik
hätte nennen können. Sie holten nachher Violinen,
Bafs uiid Flöten, wo,rauf sie sich nicht weniger geschickt
zeigten. Man . findet diese Einrichtung in
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manchen capischen Familien, und es giebt in der
Stadt Freigelassene, die sich ausschheisl.ch mit de
Musik-Unterricht für Sclaven beschäftigen. Aber
weder Lehrer noch Schule* kennen eine Note,
»sondern Alles wird nach dem Gehör gespie t. Die
! natürliche Nei|ung der Sclaven (besonders der Mala
ien ) zur Musik, die Tanzlust der jungen Welt
und der Vortheil, den die Herren dabei finden,
wenn die Feierstunden auf diese Weise ansgefullt
werden, begünstigen diese Mode gar sehr, c
: v enne grolse Haushaltungen , in welcher kein
Sclave ist, der nicht irgend ein Instrument spielte,
und wo das Orchester gleich beisammen i s t , sobald
es den Kindern des Hauses einmal emfallt,
etwa bei dem Nachmittagsbesuch einiger Bekann-
| ten ein Paar Stunden durch Tanz auszufullen. s
I bedarf nur eines Winks und sogleich ergreift der
¡ Koch statt der Zange die Flöte, der Stalljunge ver-
I tauscht die Striegel mit der Violine, und der Gart-
I ner setzt seinen Spaden bei Seite, um das Violon-
[ cell zu streichen.
Am Morgen des iaten Octobers verliefsen wir
die Klaver volley und ihre höflichen Bewohner.
[ Bei der Abreise des General-Commissärs ward der
Landessitte gemäfs in ihm der Regent durch einige
Schüsse aus kleinen Pällern geehrt. Dasselbe wie-
! derholte sich fast auf jedem Platz, den wir be-
i suchten oder auch nur vorüberritten, und ward
| von den guten Leuten als etwas so unerläfsliches
t angesehen, dafs nur völliger Mangel an Pulver lh-
1 nen eine hinreichende Entschuldigung schien, wenn