
Sen wäre, die Rühe in diesen Gegenden nieder
herzustellen. Mehr als sechzig Familien unter
Re n s b u r g s Anführung waren ausgewandert, in
dem ganzen südlichen Theile des Districts hause-
ten die Kaffem, mehr als die Hälfte aller Pächte-
reien war verlassen und Verwüstet, Mifs wachs und
Viehseuchen kamen dazu und steigerten das. Elend
zu einem hohen Grade. Die zurückgebliebenen
Colonisten ließen nicht nach, sich bei allen Gelegenheiten
der Regierung ungehorsam zu zeigen,
und ungeachtet der unglücklichen Zei'tuimstände
sich selbst unter einander auf mancherlei Weise
zu verfolgen und anzufeinden. Der Lahddrost
reiste nach der Stadt zurück und an seiner Stelle
tibernahm der Veld-Gommandant G e r o t z , ein
alter ehrlicher Schwabe vöft gutem Willen, aber
geringen Fähigkeiten, die Regierung. Es schien
kaum der Mühe Werth, für diese Menschen weitere
Sorge zu tragen und man überliefs sie, besonders
nachdem die Nachricht eittgetröffen war,
dafs die Colonie an die Holländer solle zurückge-
gebeh Werden, ganz ihrem Schicksale.
Unter so ungünstigen Umständen war die Wiederherstellung
der Ordnung in diesem Districte eine
der ersten und angelegentlichsten Sorgen der holländischen
Befehlshaber. Nachdem daher der Friede
mit den Kaffern vorläufig abgeschlossen war, begab
sich General Jans sens zunächst nach Graaff-
Reynett. Er fand dies Land in der traurigsten
Verfassung, die Hälfte der Einwohner von den
Kaffern zu Grunde gerichtet, Andre in stetem
Kampf mit den Buschmännern begriffen, die W e nigsten
im Stande, ihre geringen Abgaben zü bezahlen.
Die Districts-Cassen waren läer * die
Rechnungsbücher in der furchtbarsten Unordnung,
die öffentlichen Gebäude verfallen und mit Schulden
belastet, die wichtigsten Posten mit unwissenden
schwachen Personen besetzt. Nichts als das
unbegrenzte Zutrauen der Colonisten auf die wöhl-
thätigen Absichten der neuen Regierung schien
unter diesen Umständen ein Mittel zur Rettung
und Beglückung dieser Menschen an die Hand zü
geben. Dagegen schwächte ihre verkehrte und
rohe Sinnesart gar sehr die Hoffnung, daß es,
wenigstens für den Augenblick, möglich sein,
werde, sie zur Ordnung, zur Unterwürfigkeit gegen
die Gesetze zurückzuführen. Sie Waren es zu
sehr gewohnt geworden, vor keiner weltlichen
Macht Ehrfurcht zü hegen; die gegenseitigen unauslöschlichen
.Zwiste und Feindschaften, ihre so
ganz verkehrten Vorstellungen vom Recht und
dem Gesetze, die wunderlichen Begriffe von Freiheit
, der gänzliche Mangel wahrhaft religiöser
Grundsätze bei vieler äufseren Frömmelei, kurz
die völlige Unbekanntschaft mit allen bürgerlichen
Pflichten und Tugenden hatten diese Menschen in
eine für sie selbst und idie Regierung gleich seltsame
ünd unglückliche Lage versetzt. So üaeh-
theilig wirkt die Abgeschiedenheit von der Welt
und den Bildungsmitteln des geselligen Lebens*
die Beschränkung des Colonisten auf sich selbst
und den Kreis seiner Familie, die leichte Befriedigung
der ersten Bedürfnisse, die Entbehrlichkeit
des nachbarlichen Beistandes und die unbewachte