
baren verkauft, auch wohl gelegentlich mit nach
der Capstadt verführt.
Voll von den fälschlichen Vorstellungen über
die Rohheit und Einfältigkeit der Colonisten, wie
wir Alle waren , da wir die Schilderungen englischer
und französischer Reisebeschreiber bis dahin
für wahr und vollständig zu halten nicht anstanden,
waren wir nicht wenig verwundert, in diesem
Hause, das etwa So Stunden von der Capstadt
entfernt und von allen Beförderungsmitteln
geselliger Bildung abgeschnitten liegt, einen Grad
von Cultur und Tugenden zu finden, von denen
jene Reisenden ganz schweigen. Es herrschte hier
eine Reinlichkeit und Ordnung, ein Anstand des
Gesprächs, eine Milde gegen die Sclaven, eine
Freundlichkeit der Leute unter einander, die uns
mit Achtung gegen die fast 70jährige Hausmutter
und ihre Familie erfüllte. Wir waren es gewohnt
der Person unsers Chefs und seinem Gefolge mancherlei
Höflichkeiten erzeigen zu sehn, aber selten
geschah dies mit der ungekünstelten Zutraulichkeit
und zugleich mit der Rücksicht nehmenden Feinheit
, wie hier. Ich gestehe e s , Beispiele von diesem
Grad der geselligen Bildung sind unter den
entlegen und einsam wohnenden Colonisten selten,
indessen immer noch bei weitem häufiger als von
dem Gegentheil, der viehischen Rohheit, die Herr
B a r r o w als Grundzug in dem Character des africanischen
Bauern angiebt.
Am Abend dieses Tages erreichten wir das
Ufer des Olij'antsriviers ( Elephantenflusses) und
eine dabei gelegene, von hohen Bergen umgebene
Niederung, die abermals Rietvalley hiefs *). Der
Besitzer dieses Platzes war ein Neffe der Gebrü-
i der L o u w , die uns bis hieher begleiteten, dann
aber allein vorausreisten. Er selbst war nach der
Capstadt hinaufgezogen **), und seine fast erwach-
I 1 senen Kinder bewirtheten uns, so gut sie konnten. Nicht weit von diesem Ort ( etwa 4 Stunden nord-
westwärts) liegt wieder ein natürlicher Salzsee,
aus welchem sich die Bewohner dieser Gegend mit
*) Man verarge e9 den wenig sprachkundigen Colonisten
des vorigen Jahrhunderts n ic h t , wenn sie in Erfindung der
Ortsnamen eben nicht sinnreich gewesen sind, und in diesen
Benennungen fast immer den oft wieder vorkommenden natürlichen
Standort bezeichnet, oder sie von dort angetroffenen
Thieren entlehnt haben. Dies giebt inzwischen zu öftern Verwechselungen
Anlafs, oder macht nähere Bezeichnungen nöthig,
die den Namen über die Gebühr verlängern. Die B.egierung
hat daher im Jahr i 8o5 Vorschläge gethan, diesem Uebelstand
abzuhelfen, die vielleicht von dem englischen Gouvernement
benutzt werden. — So giebt es z. B. auch noch einen Ele-
phantenjflufs im District Zwellendam, der mit diesem nicht
verwechselt werden mufs. Ebenfalls kommen mehrere Seekuhflüsse,
Büffelsflüsse, Löwenflüsse etc, in der Colonie vor,
**) W ie einst der heiligen Stadt Jerusalem, so geschieht
hier der Capstadt die Ehre, dafs man zu ihr, als dem Sitz
der Regierung hinauf s ieht und die ihr näher liegenden Gegenden
die O b e r l ä n d e r ( d e B o v e n l a n d e n ) nennt. Nach
der Stadt reisen heifst'in der Colonistensprache : o p t r e k k e n
oder naa r b o v e n r y d e n , obgleich sie eigentlich (dieBa y en
abgerechnet) niedriger liegt als irgend eine Wohnung der Colonie.
Man reist immer bergan , je weiter man sich von der
Stadt entfernt und doch heifsen die Gegenden nach den Grenzen
hin: d i e U n t e r f e l d e r . Die Benennungen : On d e r -
B o k k - e v e l d , On d e r - B . o g g e v e l d u. s. w. sind aus eben
diesem Sprachgebrauch zu erklären.