
ihrer eignen Verkehrtheit zuzus'chreiben und ein
ganz anders Betragen gegen einander und gegen
die Regierung anzunehmen haben, wenn es ihnen
in Zukunft besser gehen solle. — Der Erfolg hat
bewiesen , dafs diese Bemühungen keinesweges
vergeblich gewesen sind,o o und wenn sich gleich
die Sinnesart der Einwohner im Ganzen nicht
auffallend geändert hat, so ist man doch den Ausbrüchen
von innerm Zwisten durch Ernst, Mäfsi-
gung und Klugheit zuvorgekommen, und hat den
bürgerlichen Autoritäten zum Glücke der Unter-
gebenen fortdaurend Achtung und Liebe zu verschaffen
gewufst.
Das Dorf Graaff-Reynett liegt in einer Öden,
kahlen und dürren Gegend, fast ringsum eng von
Berghöhen eingeschlossen und daher in den Sommermonaten
einer unerträglichen Hitze ausgesetzt,
Der Sonntagsflnfs ergiefst sich gleich hinter dem
Dorfe mit ansehnlichem Falle von einem mäfsigen
Abhang und hat daher durch kleine Canäle leicht
in die Aecker und Gärten geleitet werden können,
die vermittelst dieser steten Bewässerung ein
ganz lachendes Ansehn haben und bei der Güte
des Bodens reichen Gewinn bringen. Man würde
übrigens'Unrecht gehabt haben, in einer so dürren
Gegend ein Dorf anzulegen, wenn nicht eben
diese Leichtigkeit, sich das nöthige Wasser zu
•verschaffen, ein entscheidender Empfehlungs-Grund
-für diese Stelle gewesen wäre. Weiter aufwärts
am Sonntagsfiusse finden sich mehrere unstreitig
viel fruchtbarere Ebenen, aber der geringe Fall
des Flusses und die Tiefe seines Bettes würden
es unmöglich gemacht haben, die umliegenden
Felder in der dürren Jahrszeit mit Wasser zu ver-
sehn. Da der Flufs in den hohen und wasserreichen
Schneebergen entspringt, so trocknet er
niemals aus, doch hat man wohl Beispiele, dafs
des Wassers zu wenig wird und dafs nicht alle
Felder damit getränkt werden können. Ueber-
haupt ist die culturfährge: Fläche des Thaies nur
von geringer Ausdehnung und es ist aus diesem
Grunde sehr die Frage, ob dieses Dorf je einer
starken Bevölkerung Fähig sein weide. Das Clima
ist wegen der Hitze und der trocknen Nordwinde,
die hier einen grofsen Theil des Jahrs hindurch
wehen, weder angenehm noch sonderlich , gesund.
Wenigstens habe ich in keiner ändern Gegend
soviel Kranke angetroffen wie hier. Eben jetzt
herrschten Rühren , Erkältungsfieber , Augenentzündungen
und Ausschlagskrankheiten fast in jedem
Hause, und hysterische Beschwerden waren
nirgends häufiger als in dieser Gegend. Ein vormaliger
Schiffswundarzt hatte sich hier niederge-
lassen, klagte mir aber, dafs er, ungeachtet er der
einziOg e Arzt in dem ^ganzen District sei und es
viele Kranke gebe, doch keine Praxis bekommen
könne. Sechs bestaubte Büchsen und drei Arzneifläschchen
enthielten seinen ganzen Vorrath an
Medicamenten und durch ein Geschenk von einigen
Unzen Jalappenpulver hatte ich das Vergnügen,
seinen ganzen Bedarf auf einige Zeit wieder
auszufüllen.
Die einzige Anlage von einigem Werth ist
der Garten des oben genannten alten Schlesiers