
Capstadt, zu den reichsten in der ganzen Colonie
und der Ueberflufs an Rindvieh, Schafen und
Pferden war unglaublich. Nirgends aber haben
die Colonisten mehr gelitten als hier, und noch
jetzt wohnten vier bis fünf Familien in armseligen
Hütten bei einander!, ! weil Sie noch nicht genug
wieder erübrigt hatten, > um ihre Wohnhäuser von
neuem aufbauen-zu können. An Feld- und Gartenbau
ward nur auf einzelnen Pächtereien wieder
gedacht und es kostete unglaubliche Mühe, nur
etwas Brodkorn und Fourage für unsre Pferde
aufzutreiben. Ueberhaupt hat Getreide nie zu den
Producten dieser Gegend gehört, obgleich sie
ganz vorzüglich dazu geeignet ist, und daran ist
abermals die Schwierigkeit des Absatzes Schuld.
Herr Ba r r ow behauptet, dafs die Bewohner
dieses Distticts die erste Veranlassung zum Ausbruche
des Kaffernkrieges gegeben haben, und wenn
überhaupt Colonisten daran Schuld haben sollen,
so fällt der Verdacht allerdings zunächst auf diese,
denn sie waren. die; unmittelbaren Nachbaren der
Wilden. Auch ist es in der That sehr wahrscheinlich,
dafs,! wenn dieser District seit langen Jahren
von gebildeten und Verständigen Menschen bewohnt
gewesen wäre, die mit den Kaffern nach Herrn
B a r r o w s Meinung umzugehn verstanden hätten,
rlann der Krieg nicht ausgebrochen sein würde.
So. aber wären es allerdings nur Abkömmlinge von
rohen Abentheurern, die diese Gegend bevölkerten
und die, wo sie mit den Wilden in Zwist
geriethen, nur zu leicht bereit waren, statt des
Rechts die Gewalt geltend zu machen. Sie unter-
I schieden sich aber in dieser Abstammung und in
I diesem Grundsätze durch nichts von allen ihren
Landsleuten, ja von allen Colonisten der ganzen
Welt und es ist sehr die Frage, ob Andre unter
diesen Umständen es besser gemacht hätten. Herr
Ba r row veranlafst daher seine Leser zu einem
groben Irrthume, wenn er die Bewohner von
B r u i n t j e s -hoogte eine Bande von europäischen
Abentheurern nennt, von- entlaufenen Soldaten,
weggejagten Matrosen u. s. w. Es sind so gut
africanisehe Colonisten, wie alle die übrigen, zum
Theil Abkömmlinge alter capischer Familien und
nur hin und wieder mag man einen Knecht oder
einen Schulmeister finden, der auf die obenbemerkte
abentheuerliehe Weise aus Europa hieher
verschlagen ist. — Wie in der ganzen Welt, so
auch hier, giebt es einzelne sehr schlechte Subjecte,
aber auch sehr rechtschaffene achtungswerthe Männer
und letztere gerade unter den eifrigsten Gegnern
der englischen Regierung. Aber in unsern
stürmischen Zeiten hat man ja den moralischen
Werth eines Menschen von seiner politischen Meinung
unterscheiden gelernt und ein Reisebeschreiber
sollte Weltbürger genug sein, die eigne politische
Meinung, den Nationalhafs ganz zu vergessen
und Andersdenkende nicht zusamt allen ihren
Angehörigen und Landsleuten geradezu zu verdammen.
Der Platz, auf welchem wir uns jetzt befanden,
ist einer der ansehnlichsten dieser Gegend
und verhältnifsmäfsig von den Kaffern wenig verwüstet.
Es lebten denn auch in diesem Augen