
allen Gegenden gleich grofs sind. Man rechnet,
dafs eine Reise von acht solcher Stunden, von einem
Spann von 12 Ochsen mit der gewöhnlichen
Fracht von - 20 Gentnern bequem in einem Tage
zurückgelegt werden könne, wenn man die Vorsicht
gebraucht, Morgens früh und Nachmittags,
oder in heifser Jahrszeit auch wohl Nachts zu reisen
und am Mittage, etwa auf halbem Wege, zu
ruhen. Eine solche Entfernung heifst hier ein
S ch of t , und alle gröfseren Abstände, z. B. einer
Colönistenwohnung von der Capstadt, werden nach
solchen Schoften oder Tagereisen angegeben. —
Die Unterhaltung der Zug-Ochsen kostet wenig
oder gar nichts. Sobald sie aus dem Joche losge-
lasseri sind, gehn sie ans Wasser zum Saufen und
"begnügen sich dann mit der sparsamen Weide, die
die africanischen Felder bieten. Da wahre Gräser
hier selten sich finden, so sind sie an Haidegewächse,
Binsenarten und selbst an Saftpflanzen gewöhnt,
mit welchen letztem sie sich besonders im
Sommer und in den Karroo Gegenden allein behelfen
müssen, _ wenn sie nicht mit den dürren
Stengeln des kleineren Strauchwerks vorlieb nehmen
wollen *). Die Ochsen von europäischer Race
werden hier für stärker und dauerhafter gehalten
als die inländischen, über welches alles, wie über
manches andere hieher gehörige, ausführlicher an
ändern Orten.
*) Ja einigen Gegenden müssen sie denn das auch ■wirklich'.
Ein bewundernswürdiges Beispiel, wie lange die armen
Thie re es dennoch hei diesem elenden Futter aushalten können,
wird man im 6ten Abschnitt finden.
Meines eigenen kleinen Apparats glaube ich
noch erwähnen zu dürfen. Aufser 'den oben genannten
Karten und Büchern *j bestand dieser in
einer guten Bussole mit Visieren und einigen kleinern
Taschen -Uompassen* einem guten Fernrohr,
einem Thermometer **), einem trefflichen Miuro-
scop u. s. w. E in anatomisches Besteckj ein Paar
Pfund arsenicalischer Seife zum Zubereiten von Vögelbälgen
und Thierhäuten, ein starkes Fäfschen mit
Branntewein zum Aufbewahren von Amphibien und
kleineren Säugethieren, einige tausend. Insectenna-
deln von aller GrÖfse, mehrere eigends zum Insectenfang
eingerichtete blecherne Do.sen, Schmetterlingsfänger
u. s, w., zwölf hölzerne Kistchen, mei-
*) Meine Reisebibliothek enthielt die bekanntesten Reisebeschreibungen
meiner Vorgänger Kolbe, Sparrmann, T h u n berg,
Le Vaillant und Barrow. Aufser einigen derselben m
französischer Sprache batte der General-Commissär noch
Stavorinus, Degrandpre’s nnd Crossigny’s Reisen, nebst meh-
rern holländischen Bearbeitungen jener Werke mitgenommen.
Den zweiten Platz nahmen mehrere naturhistorische W e rk e
ein, die ich jedoch, obgleich im botanischen und entomolo-
gischen Fach das Neueste nicht fehlte — (D a n k sei es dem
unergründlichen Reichthum der südafricanischen Natur) —
nur selten befriedigend fand. Da denn doph auch auf das
Bedürfnifs der Ruhe und Erheiterung vorauszusehn war, so
hatte ich mir Göthe’s Schriften, Lessing’s N a th an , Schillers
Don Carlos, Sterne’s Sentimental Journey, und T asso ’s Amuita
zu Begleitern gewählt. Ich habe in diesen Büchern die sechs
Monate hinter einander täglich und anhaltend gelesen, doch
nie mich zu dem Wunsche veranlafst gefunden, dafs ich mehr
möchte mitgenommen haben.
**) Mein Reise - Barometer war scbon am Bord des
Schiffs zerbrochen und ein, zu ähnlichem Zwecke brauchbares,
am Cap nicht aufzutreiben.