
Aber wie bald verliert die Gegend wieder ihre
fröhliche Gestalt! Kaum einen Monat steht die
Karroo in ihrer Pracht, wenn nicht seltene spate
Regen das Pflanzenleben aufs Neue hervorrufen.
Die zunehmende Länge der Tage, der höhere
Stand der Mittagssonne wirken zerstörend auf die
kaum geweckte Vegetation. Schnell verwelken und
fallen die Blüthen, die Stiele und Blätter verdorren,
die erhärtete Rinde der Erde verschliefst sich
den Keimen der jungen Gewächse; nur die Saftpflanzen
geben den Heerden noch eine längere
Nachlese. Allmählich vertrocknen die Flüsse, spärlicher
fliefsen die Quellen und endlich zwingt ihr
gänzliches Versiegen den Colonisten, die hochgelegene
Heimath wieder zu suchen. Ungern verläfst
er auch dann noch die Ebene, imd oft bleibt
die durstgewohnte Schafheerde noch eine Zeitlang
zurück, sich von den fleischigen Blättern der luftgenährten
Mesembryanthemen und anderer Saftgewächse
ein Futter suchend, das speisend und
tränkend zugleich und heilsam für das wolletragende
Vieh ist. — Immer einsamer wird .die Karroo
und gegen Ende Septembers ist sie völlig verödet.
Der dichte Letten berstet mit häufigen tiefen
Rissen, die dem Reisenden die ausdörrende
Kraft der africanischen Sonne bezeugen. Ganz
verschwunden ist das Grün; die Blätter der ausdauernden
Pflanzen gewinnen einen graulichen
Ueberzug (Atriplex albicans, mehrere Arten von
Pelargonium, Bupleurum, Polygala u. s. w.) und
die dicklichen Blätter der kleineren Saftgewächse
(Salsola, Salicornia, Crassula, Cotyledon u. s. w.)
decken sich mit einem ähnlichen Duft. Ein schwärzlicher
Staub, die Asche der verdorreten Pflanzen,
bedeckt den harten röthlichen Boden. Unter ihm
ist der Saamen einer künftigen Pflanzengeneration
bewahrt, und dieser Staub wird sie düngen, wenn
iiber’s Jahr der Regen die Erde wieder erweicht
I und den Saamen zum Keimen bringt. —
An einigen Stellen, zumal in den Betten der
■ Flüsse, hält sich das Wasser eine längere Zeit
I durch Zuflufs aus verborgnen Behältern. Aber die
■ Kraft der Sonne dickt es ein zu einer fast unge-
Iniefsbai’en Salzsoole. Rathsamer ist es dem Rei-
Isenden, in den Flufsbetten nach Wasser zu gra-
■ ben, wo es zuweilen glückt, in dem aufgehäuften
■ Kieselgeschiebe ein geniefsbareres Wasser zu fin-
■ den, das sich hinter queerlaufenden, dämmenden
I Felsenbänken in der Tiefe angesammelt hat und
I vor dem Verdunsten bewahrt ist.
In diesem öden,, freudeleeren Zustande fan-
I den wir die Karroo, als wir sie jetzt durchreisten.
I [Der Weg war eben und bequem, selbst über die
[Höhen hin, die wir hin und wieder noch zu übersteigen
fanden. Die Flufsbetten, deren wir eine
ziemliche Anzahl durchschnitten, waren alle völlig
wasserleer, wir sahen keine Spur von Wild, noch
von Menschen, die Sträuche waren verblüht und
vertrocknet, selten zeigte sich zwischen ihnen einmal
ein einsamer Laufkäfer oder eine langbehaarte
Solpuge, die zwischen dem dünnen Gestripp wie
lein Schatten dahinschwand. Der Weg war der
langweiligste, den wir noch gemacht hatten. Unter
einem vorspringenden Felsen fanden wir gegen