
Jahr 1775 besuchte und damals seinem noch jetzt
lebenden Sohne, der sehr gefährlich krank, war,
durch sorgfältige ärztliche Behandlung das Leben
rettete. Als eine besondre Merkwürdigkeit zeigte
er uns auch einen, aus dem kleinern Horn des
africanischen Rhinoceros geschnitzten Becher, der
nach dem allgemeinen Volksglauben die Eigenschaft
haben soll, dafs er anzeigt, ob eine Flüssigkeit
Gift enthalte. Wenn man nemlich eine
solche hineingiefst, verräth sie ihre Schädlichkeit
durch starkes Aufbrausen, und ohne Gefahr kann
man jede Flüssigkeit geniefsen, die in einem solchen
Becher unverändert bleibt! Gewifs ein gefährlicher
Glaube, den ich jedoch vergebens dem
ehrlichen Manne aus dem Sinne zu reden mich
bemühte *).
Am Mittwochen den aten November zogen
wir weiter und machten Mittags an einem kleinen
Häuschen Halt, das ein gewisser P i e t e r van Z y l
bewohnte. W ir fanden hier abermals eine niedliche,
wirklich liebenswürdige Hausfrau, die Alles
auf bot, uns den kurzen Aufenthalt so angenehm
zu machen, als es ihre sehr beschränkten Umstände
verstatteten. Der Mann hatte Tags vorher ein Gericht
sogenannter JVamaaijuiis-Hebhiiner zusam-
*) Im ersten Bande der Sammlung aller Reisebeschreibungen
(Le ipzig x748) S. 4oS wird angeführt, dafs das Rhrao-
ceros von den Malayen für das Weibchen des Einhorns gehalten
werde. Dann folgen die Wor te ; „ Die Hörner schätzen
»ie sehr h o ch , als Mittel wider alle Arten von GiÄ. “ Es ist
daher wahrscheinlich, dafs dieser Aberglaube von malayischen
Sclaven in die Capcolonie eingeführt wurde.
| mengeschossen, deren es hier in solcher] Menge
\ giebt, dafs drei Schüsse mit feinem Hagel hinrei-
J cherid gewesen waren, um ihrer 60 zusammenzu—
bringen. Dieser Vogel hat die Gröfse einer kleinen
Taube und ist von sehr feinem Geschmack;
auf meinen späteren einsamen Reisen aufserhalb
der Grenzen der Golonie, hat er mir oft zu einem
angenehmen Nahrungsmittel gedient,
Nachmittags besuchten wir auf einem kleinen
Umwege die kranke Frau, deren Familie uns vor
einigen Tagen so bereitwillig von ihrem geringen
Vorrath gespeiset und getränkt hatte. Ich fand sie
noch sehr krank und hinterliefs ihr die versprochenen
Arzneimittel, nebst einigen Vorschriften
und diätetischen Rathschlägen. Am Abend dessel-
I ben Tages langten wir auf der Matjesfoncein *),
I bei einem gewissen J an St r auf s an. Hier war
I das Haus so klein, dafs alle Zelte aufgeschlagen
werden mufsten, indem nicht einmal für den General
-Commissär ein Plätzchen zur Schlafstelle aus-
■ zumitteln war.
Dieser St r auf s war von deutscher Abkunft,
Sein Vater, der als Soldat nach dem Gap gekommen
und nachher ein ganz angesehener Bürger der
Capstadt geworden war, hatte das traurige Schicksal
gehabt, von seinen Sclaven auf eine grausame
Art ums Leben gebracht zu werden. S t r au f s ,
1 der damals ein kleiner Knabe, aber gröstentheils
*) Eine gewisse Art von Binsen, aus welchen recht hübsche
Matten verfertigt werden, haifst hei den Colonisten M a t -
j e s g o e d , daher der Name.