
W e rn e r , in welchen Kern- und Steinfrüchte
aller Art, besonders aber schmackhafte Trauben
gewonnen werden. Es war eben die Zeit der
Weinlese und eine Menge herrlicher Obstsorten
Waren uns Allen nach langer Entbehrung eine
treffliche Erquickung. Der Wein, der hier gewonnen
wird, ist von mittler Güte und kann, wenn
die Trauben vor dem Keltern mit einiOg er SoreOfalt
ausgelesen werden, wie das bei W e r n e r und
ändern vernünftigen Oeconomen geschieht, gewifs
noch ansehnlich verbessert werden. Dieser jovia-
lische alte Mann hat seit der Errichtung der Drostey
hier gewohnt und sich durch seine Profession
als Lohgerber ein ganz ansehnliches Vermögen
erworben. In seinem Hause lebte man äuf einem,
nach hiesiger Art ganz glänzenden Fufs, wie denn
überhaupt die africanische Gastfreiheit fast nirgends
liebenswürdiger erscheint, als bei solchen
Colonisten, die gebome Deutsche sind, Ich habe
oft die Bemerkung gemacht, dafs meine Landsleute
in Africa sich ungern an die Einsamkeit gewöhnen;
der Hang zur Geselligkeit scheint bei
ihnen stärker, als bei den übrigen Colonisten vön
ändern Nationen, und keinem sieht man es so
recht an, wie sehr ihm mit dem Besuche eines
Reisenden gedient ist, als dem Deutschen, Dagegen
finde ich an ihnen zu tadeln, dafs sie ihr
Vaterland und die vaterländischen Sitten ganz
vergessen, selbst in der Capstadt halten, (einen
Kreis sehr liebenswürdiger deutscher Familien ausgenommen,)
die Deutschen wenig zusammen,
sprechen selbst unter einander holländisch und
einen Landsmann nicht mit mehr
Freude und Herzlichkeit, als jeden ändern Ehrenmann.
Die mehrsten haben es nicht einem g ü n s t i og
en Juog endoeeschick zu danken, dafs sie hier sind,
wenig angenehme Empfindungen schliefsen sich an.
ihre letzten vaterländischen Erinnerungen , mit
jedem Jahre werden diese Bilder schwächer, die
Nachrichten von den Ihrigen seltener und die
Bande, welche sie mit dem väterlichen Boden in
Zusammenhang erhielten, in eben dem Grade auflöslicher,
in welchem sie selbst unter dem fremden
Himmel einheimischer, werden. Glücklicher sind
indessen diese, die, angesteckt von der allgemeinen,
fast climatischen Indolenz, ganz zu Africa-
nern werden, als die ändern, denen zu lebhaft
die Erinnerung an das Vaterland beibleibt; denn
solche pflegen die Entbehrungen früherer Freuden
und Genüsse tiefer zu empfinden, als die manch-
fachen Vorzüge, die ihr gegenwärtiger Aufenthalt
bietet. Es heweist viel für dieses Land, dafs Beispiele
von Heimweh sehr Selten sind. Es eharacte-
risirt es überhaupt, dafs Europäer aus den nie-
dern Ständen und mit geringen Ansprüchen hier
leicht ihr Glück machen und das Vaterland vergessen,
gebildete und zart fühlende Menschen dagegen
leicht eine unangenehme Leere und eine
Sehnsucht nach der Heimath empfinden und ver-
hältnifsmäfsig seltener zu äufserm Wohlstände gelangen.
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Während ünsers Aufenthalts zu Graaff-Rßytiett
liefen auch Nachrichten aus der Algodbay und
von den kafferschen Grenzen ein. Jene bestätigten