
ben und überschienen wird fast das junge Grün
von dem bunten Glanze der entfalteten Bliithen.
Erfüllt mit gewürzhaftem, fast betäubendem Wohlgeruch
ist die ganze Luft, besonders dann, wenn
nach einem stillen Tage die Sonne sich senkt und
der warme Bliithenhauch ruhig auf der Fläche ge-
lagert bleibt.
In dieser Zeit belebt sich die ganze, nun zu
einer Flur umgeschaffene Einöde. Von den Höhen
herab kommen die Heerden hochbeiniger Straufse
und die Züge wandernder Antilopen, und der Colonist
verläfst die beschneiten Gebirge, um seine
Rinder und Schafe in die gesunde und nahrhafte
Frühlingsweide zu führen, die ihnen. für einen
ganzen mageren Sommer im Voraus Kräfte giebt.
In dem westlichen Theil der Karroo stofsen die
Winterwohnungen der vom Süden herbeigezognen
Bokkevelds-Colonisten an die der Bewohner des
Roggevelds. Lang getrennte Freunde und Verwandte
sehen sich hier wieder, werden für eine
Zeitlang Nachbaren und durchleben zusammen eine
Zeit der Ruhe und Lust. Denn leicht und bequem
ist hier die Wartung der Heerden, kein
Schaf verliert sich in diesen Flächen von dem
Trupp, kein Rind stürzt den jähen Abhang hinab,
gesichert ist das Vieh vor den Angriffen des Löwen,
des Tigers und der Hyäne, denn es fehlen
die Schlupfwinkel, in welchen sich diese Raub-
thiere bärgen, fremd sind diesen Triften die Seuchen
und ein wahres Heilmittel sind ihre Kräuter
für jegliche Krankheit des Viehes. Alle Streitigkeiten
fallen hier weg/ denn das Feld ist grols
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und gemein, und reichlich nährt sich eine grofse
Heerde auf einem kleinen Gebiet der wohlbewachsenen
Flur.
Daheim auf dem Berge ist vor der Reise in
die Karroo das Feld und der Garten bestellt.
Jetzt ruht die Feldarbeit und indessen droben die
Saat unter der befeuchtenden Schneedecke fröhlich
gedeiht, beginnen hier andre Arbeiten. Die Kinder
und Sclaven werden ausgeschickt, einen Vorrath
von den jungen Zweigen des Qhannastrau-
ches *) zu sammeln. Die Asche dieser salzigen
Saftpflanze liefert eine gesättigte Lauge, mit welcher
die Frauen das von einem Jahr her gesammelte
Fett zu einer trefflichen Seife einkochen,
deren Verkauf beträchtlichen Gewinn ab wirft.
Denn leicht wird diese willkommene Waare nach
der Gapstadt mitgenommen, wo man sie theuer
bezahlet. Indessen bereiten die Männer aus mancherlei
Rinden und Kräutern eine Lohe zum Gerben
der Felle, die ihnen im Sommer die Jagd des
Wildes verschaffte. Der Vorrath von Lèder, der
hier bereitet wird, ist mehr als hinreichend die
Kinder und Sclaven zu kleiden, und viel davon
wird ebenfalls an den Städter und den Ackerbau
treibenden Colonisten der fruchtbarem Gegenden
verhandelt. So belohnet sich reichlich die Beschwerde
des jährlich zwiefachen Umziehens, und
mit einer Lebhaftigkeit, die sonst dem indolenten
Africaner so fremd ist, hört man die Colonisten
die glückliche Zeit des Karroolebens preisen.
*) S a l s o l a a p h y l l a und S a l i c o r n i a f r u t i c o s a .