
müssen, wenn sie der Verfolg unsrer Reise inte-
ressiren soll, mufs ich zum Schlüsse dieses Ab.
Schnitts noch eines Missions - Instituts erwähnen,
das sich in der Nähe der Atgoabay befindet. —
Etwa anderthalb Meilen ostwärts von hier hat ein
fast siebenzigjähriger Greis, Namens J. T. v an der
Kemp, eine Zahl von drittehalb hundert Hotten-
totten um sich versammelt, denen er das Evangelium
predigt. Wenn Religiosität, die fast Bigotterie
ist. eine Selbstverleugnung und eine Entsagung
der irdischen O O Genüsse und Lebensfreuden.
die nur ein solcher Grad von Enthusiasmus erzeugen
kann, und eine wahrhaft bewundernswerthe
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Gelehrsamkeit, wenn, sage ich, diese Eigenschaf,
ten hinreichen, einen Missionär .achtungswerth und
ehrwürdig zu machen, so verdient v an d e r Kemp
die Achtung seiner Nebenmenschen in höhem
Grade. Gleich seine frühere Lebensgeschichte erretg>
t ein besonderes Interesse für ihn, noch ehe
man ihn kennt. Er war in seiner Jugend Officier,
muiste aber diesen Stand Wegen einer Mifsheiratli
verlassen und studirte nun als Ehemann die Me-
dicin mit solchem Fleifs, dafs er, ungeachtet ihm
alle Vorkenntnisse fehlten, in drei Jahren die
Doctorwürde erlangte und als Militär-Arzt angestellt
werden konnte. Mehrere Jahre nachher erlebte
er das Unglück, mit einem Boot, auf welchem
er nebst Frau und Kindern über die Maas
schiffen wollte, umzuschlagen und alle die Seinigen
zu verlieren, indessen er selbst nur wie durch eni
Wunder gerettet ward. Von diesem A u g e n b l i c k
an gerieth er auf schwärmerische Ideen und vertauschte
schnell die Medicin mit der Theologie.
jrr studirte nunmehr besonders die ältern und
jjnorgenländischen Sprachen und trat bald in dem
Leuen Fach als Schriftsteller auf. Seine Werke
fanden jedoch, wegen des mystischen Tons und
Her abschreckenden Weitschweifigkeit, in Holland
Licht viel Beifall, deshalb ging er um das Jahr
Lygo nach England, wo er besser gefiel und viel
fcchrieb. Als die Engländer das Cap eroberten,
(fafste der bereits sechzigjährige Mann den Ent-
Ichlufs, als Missionär zu den Kaffern zu reisen,
*ard in Oxford ordinirt und kam 1797 herüber.
Tachdem er sich zwei Jahre bei jenem Volk auf-
lehalten, ohne, nach eigener Aussage, viel zur
erbreitung des Christenthums ausgerichtet zu ha-
|)en, brach der Krieg aus. Er ging so lange nach
Iler Capstadt und fand, als er wieder zu den Kaf-
lern zurück kam, keine günstige Aufnahme, sondern
mufste ihr Gebiet wieder verlassen. Eben
lim diese Zeit befanden sich an der Grenze viele
won den herrenlosen, umherschwärmenden Hottentotten,
die während des letzten Krieges als Parteigänger
sich ihre Nahrung verschafft, bald auf
llechnung der Kaffern die Colonistenwohnungen
feepliindert, bald auf Rechnung der Christen den
ICiffern Vieh geraubt hatten und auf diese Weise
Ipft die unentdeckte Ursache des mit neuer Erbitterung
geführten Kampfes und unauflöslicher Ver-
Ivirrungen gewesen waren. Diese sammelte v an
le r Kemp, um sie zu unterrichten; ein Engländer,
Namens Re ad, unterstützte ihn dabei. Wie
ferdienstlich nun die Absicht und der Plan des