
Reinheit der Intonation, als an Fülle der Unter-
stimmen, über die Männer davon, allein die volle
Wirkung trat doch erst hervor, wenn die Männerstimmen
hinzukamen.
Die Hottentotten haben viel Sinn für Musik
und fühlen bald den. Wohlklang unsrer Intervalle
doch hatte ich bisher nie geglaubt, dafs sich mit
diesen dünnen, oft schneidenden Weiber- und
diesen heisern Männer-Stimmen ein solches Ganze
hervorbringen liefse. —-
Nachdem wir in das Haus eingetreten waren
und ein wenig geruhet hatten, wurden wir an die
wohlbesetzte Tafel geführt, die die reinlichen Frauen,
jede in ihrem Fache, anrichteten. Sodann ward
statt des Gebetes von den fünf Ehepaaren wieder
der Vers eines Gesanges vierstimmig und langsam
gesungen, und darauf mit heitrer Fröhlichkeit, die
eben so weit von gesuchtem Ernst, als von
Frivolität entfernt war, ein Tischgespräch begonnen
und fortgesetzt, das mit jedem Augenblick
mehr die rechtlichen Gesinnungen und das verständige
Urtheil der braven Leute entfaltete und
uns bis spät in die Nacht in ihrer Mitte festhielt.
Am ändern Morgen besahen wir die einzelnen
Theile des Instituts und zwar zuerst die Kirche,
ein einfaches, massives Viereck von etwa 100 Fufs
im Quadrat, an welchem jedoch äuiserlich der etwas
zu scharf zugespitzte Giebel und das zu steile
) In wie fern sich die den Hottentotten eigenthiimlichen
Intervalle von den unsrigen unterscheiden, werde ich an einem
ändern Ort angeben.
Dach nicht gefallen,, wodurch man dem Gebäude
eine anständige Höhe hat geben wollen. Innen
stehen zwei Reihen Bänke und ein einfacher Predigtstuhl,
Alles so wie die Wände, die Pfeiler,
Thüren und die Emporkirche von der grÖfsten
Einfachheit, aber derb, in guten Verhältnissen
und reinlich gearbeitet. Das Gebälke ist alles von
I Gelbholz, dessen angenehme Farbe und Politur
I dem Gebäude ein sehr saubres Ansehn giebt. Das
I englische Gouvernement verstattete damals den
■ Brüdern, dies Holz in den Waldungen der Com-
Ipagnie unentgeldlich fällen zu lassen. .
Zur Seite der Kirche ist der Garten, in des-
■ sen Mitte noch der alte kräftige Birnbaum vorragt,
Iden Vater Schmidt vor mehr als go Jahren hier
I pflanzte. Unter seinem Schatten sind Bänke an-
■ gebracht, es ist das Lieblingsplätzchen der Brüder.
■ Der ganze Garten ist 200 Schritt lang und 150
■ breit, mit Gartengewächsen und Gemüsen aller
■ Art reichlich bewachsen und von Wasserleitungen
I nach allen Richtungen durchschnitten. Bruder
■ Schwin, ein kundiger Gärtner, führt darüber die
■ Aufsicht. Gleich dahinter ist der Kirchhof, ganz
■ so eingerichtet, wie in den deutschen Herrenhu-
I tergemeinden; ein reinlicher Weg läuft durch die
■ Mitte, rechts liegen die Männer, links die Weiber.
■ Die Gräber folgen in regelmäfsigen Reihen und
■ werden sorgfältig unterhalten, über jedem steht
■ ein kreuzförmiges Brettchen mit dem Namen und
■ Todestag des Entschlafenen. Die Gräber von zwei
I Kindern der Brüder hatten Leichensteine, und die
■ von getauften Hottentotte» waren auszeighnend
I bemerkt.