
Von hier aus raufsten unsre Wagen einen an-
dern Weg nehmen als wir, da sie uns nicht über
die Gebirge zu folgeh vermochten, die wir Liber,
steigen mufsten,; wenn wir längs der Küste hinrei-
seri und die Bayen besuchen wollten. Ein jeder
packte daher so viel Wäsche zusammen, als er für
13 bis 14 Tage nöthig zu haben glaubte, und mit
diesem und einigem ändern unentbehrlichen Ge-
päcke beladen blieb allein der starkgebaute, nicht
übermäfsig schwere Reisewagen bei uns] indessen
die ändern den Weg nach der Zange K lo o f einschlügen.
Je mehr wir selbst uns nun der Küste näherten^'
desto ebener und grasreicher ward die Gegend
, obgleich, der Boden an Güte abnahm und
sichtlich sandiger wurde; An Quellen fängt es in
eben dem Verhältnifs an zu fehlen und die Päch-
tereien liegen in gröfseren Entfernungen von einander.
Wir besuchten zu Mittag die Familie eines
gewissen Marx , und fanden hier mehrere junge
Frauen und Mädchen, . unter welchen uns besonders
die jüngste Tochter' des Hausherrn wegen ihrer
blendenden Schönheit auffiel. —i Hätten die
africanischen Mädchen soviel Erziehung und Geist,
wie äufsere Reize, sie würden unwiderstehlich j sein.
Indessen bezwingt doch ihr heitres, fröhliches Ge-
müth, ihre Unbefangenheit und Unschuld manchen
auf hohe Geistesbildung stplzen Europäer, und die
Beispiele sind nicht selten, dafs ein solcher von
seinen Reisen eine Colonistentochter als Frau mit
nach Hause bringt.
Wir sahen nun fast täglich viel Wild in einzelnen
kleinen Haufen, es war aber so scheu, dafs
es gut abgerichteter Jagdhunde und unermüdeter
rascher Pferde bedurft hätte, um eine. Jagd darauf
anstellen zu können. Auf dem weiteren Wege
nach der Mosselbay, der ebenfalls durch eine einförmige
Ebene lief, sahen wir eine Menge Antilopen,
Straufse und kleineres wildes Geflügel. —
Endlich s erfreute uns die herrliche Aussicht über
das Meer, und die Mosselbay lag in ihrer ganzen
Ausdehnung, als sähen wir sie auf einer Karte ger
zeichnet, vor uns. Wir griifsten mit Entzücken
den lang entbehrten Anblick des Oceans und stiegen
auf schmalem sandigen Stege an den Strand
der Bay hinab. Hier liegt, gerade in der Gegend,
wo das Meer den tiefsten Busen .bildet, das Haus
des Posthalters, der zugleich Aufseher der Bay und
der Magazine ist. Das Gouvernement nemlich
hatte schon vor so Jahren die Absicht, diese Bay
zu einer Niederlage von Korn und Bauholz zu
machen, um den Colönisten den Absatz dieser
beiden Producte zu erleichtern, dadurch die Ge-
[werbthätigkeit zu befördern und die Capstadt selbst
nöthigenfalls mit diesen Artikeln vermittelst eigner
Küstenfahrzeuge zu versehen. Es ward daher 1786
■ein grofses Magazin aufgeführt, das 150 Fufs lang
und 30 breit ist, etwa 3 bis 4° ° ° Miidden Getreide
bergen kann und seit dem Besuch des Gouverneurs
aus dem verfallenen Zustande, in welchen
es die englische Regierung hatte gerathen lassen,
wieder in sehr guten baulichen Stand versetzt ist.
Leider haben die Schwierigkeiten der Küstenfahrt,
die hauptsächlich auf Rechnung de* gefährlichen