
den Colonisten, ja sie trachten ihren nähern Verwandten,
den Hottentotten, mehr nach dem Leben
als den Colonisten selbst. — Es ist hier der
Ort nicht, den Gegenständ ganz zu erschöpfen,
diese wenigen Züge mögen einstweilen genügen,
zu zeigen, was von den bisherigen Beschreibungen
dieser merkwürdigen Nation zu halten, und wie
wenig-sie richtig bekannt geworden ist.
Die kleinen Horden nun, welche an den nahen
Grenzen der Colonie, oder innerhalb derselben
wohnen, sind friedsamer geworden, als ihre
entfernteren Brüder und namentlich die, zii welchen
die beiden hiehergesandten gehörten, haben
sich schon mehrere Jahre hinter einander des Raubes
enthalten. Da aber die Buschmänner kein
National-Interesse haben und die Verträge, auch
wenn sie gehalten Werden, immer nur partielle
Kraft haben, sich nur auf' Einzelne, nie auf die
ganze Nation erstrecken , so ist leicht abzünöhmen,
wie wenig dadurch im Ganzen für die Sicherheit
der Colonie gewonnen ist. Leider hat auch die
Erfahrung der folgenden Jahre die Unzulänglichkeit
dieser einseitigen Verträge sattsam bewiesen. Entferntere
Horden sind hereingebrochen und haben
nicht nur unter den Heerden der Colonisten Verwüstungen
angerichtet, sondern gegen ihre eignen
friedlichem Landsleute gewüthet, wenn sie sich
nicht geneigt finden üefseny gemeinsame Sache mit
ihnen zu machen Man kann es den Colonisten
So sehr nicht verargen , wenn sie den Vertrag selbst
*) Man'sehe darüber den sechsten Abschnitt.
lästig und den Tribut drückend finden, den sie
einem schwachen Feinde zahlen, damit er sie nicht
bestehle, Es giebt aber fürerst kein besseres Mittel,
wenn man nicht für völlige Vertilgung des
ganzen Volkes stimmen will, welche Maafsregel
mit den Gesetzen der Menschlichkeit in zu schreiendem
Widerspruch steht, und ohnehin bei der weiten
Ausdehnung des, in unzählige kleine Horden
■ zerstreuten Volkes, allerdings nicht leicht auszu-
I führen sein möchte.
Ich schweige fürerst noch von der Lebensart
I dieser mehr als halbwilden Menschen, die meine
I Leser in der Folge vollständig kennen lernen sol-
I len, und wende mich wieder zu den beiden Indi-
I viduen, von denen hier die Rede ist. , Sie waren
I kaum vier Fufs hoch, die Farbe ihrer Haut war
I nur an wenigen Stellen erkennbar, ein dicker ij Ueberzug von Asche und Fett deckte wie eine
j Rinde das Gesicht und die mageren Glieder, Nur
\ unter den Augen, die von dem Rauch des qualmenden
Feuers, an welchem sie zu sitzen lieben,
oft thränen, war ein kleiner Fleck rein gewaschen,
an welchem man die eigenthümliche gelbliche Farbe
der Haut erblickte. Ein wilder, scheuer, unsicherer
Blick und wollüstig schlaffe, jedoch listige
Gesichtszüge unterscheiden überhaupt j die Miene
des Bosjesmans auffallend von der gutmüthigen
Physiognomie des Hottentotten, Die allgemeinen
unterscheidenden Kennzeichen der Hottentotten-
Race: die breite platte Nase, die zwischen den
Augen sich fast gänzlich verflacht, und die breit
hervorragenden Wangenknochen werden bei der