
liehen Frau, war jetzt Besitzer davon. Er hatte
eine unverheirathete Schwester bei sich, die in jener
fürchterlichen Nacht glücklich den Händen der
Räuber entschlüpft war und uns ausführlich den
Hergang des gräfslichen Ereignisses mit allem Detail,
zu welchem unser Aufenthalt in dem Zimmer,
welches der Schauplatz der blutigen That gewesen
war, Veranlassung gab, erzählte. Dies Mädchen
gewann überdies noch dadurch unser Interesse,
dafs sie die Sprachen der Buschmänner und
Kaffem, so wie das Hottentottische, fertig redete.
Auch verrieth die Reinheit, in welcher sie das
Holländische sprach, und eine gewisse unbefangne
Feinheit ihres Betragens mehr Bildung, als wir bei
den übrigen Frauen in dieser Gegend angetroffen
hatten. — Auch an diesem Ort, der übrigens wegen
seiner niedrigen Lage in nassen Jahren sehr
fruchtbar und zum Kornbau geschickt ist, trocknen
die Quellen im Sommer zuweilen ganz aus,
und Wassermangel zwinget die Bewohner, einen
ändern Aufenthalt zu suchen.
Nachdem wir nun seit mehreren Wochen auf
unserm Zuge keine andre Gegenstände, als kahle,
melancholisch-einförmige Gebirge und dürre Flächen
gesehen, wurden wir heute angenehm überrascht
durch den artigen Weg, der uns unter mancherlei"
Abwechselungen bald an diesem, bald an
jenem Ufer des kleinen Fischflusses *) hinführte.
Der Pfad war eben und bequem, die Fürthen des
Man verwechsele diesen F i s c h f l u f s nicht mit dem
der im Osten der Colonie an der Kafferschen Grenze liegt.
Flusses weder tief noch mühsam, und die Ufer
des kleinen Stromes, in welchem noch an den niedrigem
Stellen • mehr Wasser enthalten war, als
wir in allen, den vorigen seit dem Bergrivier gesehen
hatten, waren reichlich mit überhängenden
Weiden und Mimosen begrünt, bei welchen man,
wie dünnbelaubt sie auch waren , doch an Schatten
und Kühlung, wenigstens sich erinnern konnte.
Wer unsre Freude übertrieben und diese Bemerkung
kleinlich finden kartn, der kennt nicht den
Werth von Wasser und Schatten, der mufs erst
die africanische Sonnenhitze gefühlt haben.
Sehr erheitert gelangten wir zu dem Platz einer
Wittwe Namens Kor f , wo wir,; obgleich wir
schon früher an dem Flusse etwas geruhet hatten,
von den freundlichen Bewohnern genöthigt wurden,
abzusitzen, und ein schmackhaftes Mittagsessen
einzunehmen, das zu unserm Empfange bereitet
"war. Wir langten auch Abends noch zeitig genug
an dem Platz Driefonteinen (die drei Quellen)
bei Ger r i t Vi s eher an.
.Hier befanden wir uns nun in dem District
vom mittlern Roggeveld, welcher 62 Lehnplätze
und 36 Hausväter zählt. Jeder derselben besitzt
2 bis 4000 Schafe, und nach dem mäfsigsten Anschlag
kann man die Gesammtzahl auf 100,000 berechnen.
Der Boden besteht aus eisenhaltigem
Lehm mit Sand vermengt und hat darin viel Aehn-
lichkeit mit dem Karroogrund, ist aber vermöge
der hohen Lage und der Menge loser Klippen viel
lockerer und kühler als dieser.
Das Roggeveld liegt etwa 2000 bis z$oo Fufs