
Unter diesen und ähnlichen Erzählungen kamen
wir auf einem steil abhängigen Wege in >das
enge Thal des van Stades Riviers, den wir ohne
viele Mühe durchwateten und an dessen Ufer wir
eine Zeitlang hinabzogen. Dann wandte sich der I
We<* östlich von ihm ab und in einer kleinen I
Stunde erreichten wir glücklich , aber von einem I
starken Regen durchnäfst, das Haus unsers Füh-1
rers, des wackern Veldcornet Mül ler . Der Ort I
heifst Rietfontein und hat eine angenehme Lage !
in einer ebenen, grasreichen Niederung, welcheI
südlich von einem kahlen Bergrücken, an denI
übrigen Seiten aber von einer waldbewachsenen I
Anhöhe eingeschlossen wird, die sich in amphi-l
theatralischem Halbkreis um den Wiesengrund I
hinzieht und an deren Fufs der Rdetrivier in glei-l
chem Bogen seinen Lauf nimmt. Unter den Bäu-1
men, die den Anblick dieser Anhöhe so reizend!
machten, zeichnete sich besonders die riesenhafte!
Euphorbia officinarum aus, deren scharfwinkelige
Aeste in auffallend regelmäfsiger und symmetrischer
Gestalt aus einander hervorkommen und die
Form eines unendlich zusammengesetzten, und in
jedem Zweige im Kleinen wiederholten Armleuchters
darstellen. Dieses wunderbar schöne Gewächs,
das hier hin und wieder in einer Gröfse von
dreifsig Fufs vorkam, ist an den Kanten der
Zweige mit scharfen Stacheln besetzt, und wirdj
daher von den Colonisten: de noortsche Dooi'n•
boom, genannt.
Mül l e r und seine Frau empfingen uns mit
der gewohnten Herzlichkeit und Freundlichkeit,
aber die Beschränktheit ihrer Wohnung, das böse
Wetter und das Aufsänbleiben unsrer Wagen machten
den Aufenthalt an diesem Orte etwas unangenehm
und die Lage der Reisegesellschaft wahrhaft
[abentheuerlich. — Von den Gebäuden hätten die
kaffern die irtehrsten bis auf den Grund äbgebrannt
[und nur von dem Wohnhäuse war soviel stehn gelbliehen
, däfs Mü l l e r es mit einiger Mühe fürerst
¡wieder in bewohnbaren Stand hatte setzen können.
Vs bestand aus dem Vorhause uttd einem kleinen
eitenzimmer. Ersteres diente zugleich als Küche
nd hatte nur 14 Fufs Breite äüf ao Fufs Länge,
n letzteren aber lag eine junge Fräu, eine Verwandte
der Wxrthsleute, in KittdesnÖthett. Die
■anze Gesellschaft wär äl$o äiif den engen Raum
es Vorhauses beschränkt, indem der Regen mit jenem
Augenblick heftiger ward und erst gegen Mittag
es folgenden Tages aufhörte. Indessen ward in
Wer Gegenwart von der vielbeschäftigten Wirthin
ie Küche besorgt, bei welchem Geschäft ihr ein
laar halbnakte Sclavintten zur Hand gingen. Zwei
frischgeschlachtete und abgestreifte Schafe hingen
leben dem Heerd, zur Seite füllten ein Paär Ton-
len, ein grofser Hackeblock und trockttes Brettn-
|olz den Raum. Zwei Tischchen, vier bis fünf
listen und sechs Feldstühle machten alles Hausge-
pth auS; in der einen Ecke safs eine brütende
ienne, in der ändern eine Ente mit ihren Jungen,
|ie man Vor dem kalten Regen hereingeflüchtet
latte; ein halbes Dutzend grofser Hunde, die jeden
lugenblick unter lautem Geheul hinaus geprügelt
l'urden und gleich darauf desto nasser und zudring-
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