
Breite hat. Dieser Riem wird, nachdem er 24
Stunden in Lauge gelegen, soviel mal doppelt genommen,
als erforderlich ist, dem Strang die Lange
von 6 bis 8 Fufs zu geben, welcher alsdann in
eine Art von Galgen gehängt und unten mit einem
frei hangenden Gewicht von 80 bis 100 Pfund beschwert
wird. Zwei Sclaven beschäftigen sich nun
damit, einen durch den Strang hin gesteckten Stock
darin auf und nieder zu bewegen, und zwar unter
beständigem Drehen des Gewichts, wodurch sich
der Strang bald nach der Rechten bald nach der
Linken drillt und also der Stock immer mit voller
Kraft auf alle Seiten der Riemen wirken kann.
So wird unter öftenn Wechseln der Anhängepünc-
te in kurzer Zeit das Leder gereckt, geschabt und
gar gemacht, und kann nun sogleich zu Zugseilen
für die Wagen und zu jedem ändern Gebrauch benutzt
werden, zu welchem bei uns Hanf-Taue bestimmt
sind. Die Leichtigkeit, sich dieses Material
zu besorgen und seine Dauerhaftigkeit haben
ihm den Vorzug vor allem Tauwerk verschafft,
und man ist daher noch nicht darauf verfallen,
die einheimischen Arten Hanf-ähnlicher Gewächse,
deren es eine Menge giebt, zu einem öconomischen
Zweck zu benutzen. Vielleicht wird man in Zukunft
darauf gerathen, wenn zunehmender Handelsverkehr
den Ochsenhäuten als Handelsproduct
höheren Werth geben sollte. Alle Lederwaaren
überhaupt stehen im Verhältnisse zu den übrigen
Bedürfnissen in geringen Preisen, In einiger Entfernung
von der Stadt werden alle Sclaven, und
an den Grenzen selbst die Kinder der Colonisten
in selbst bereitetes Leder gekleid|t , und es fehlt
nicht an Gewächsen, die vortrefflichen Gerbestoff
liefern. Selbst die Wilden des südlichen
Africa besitzen eine grofse Fertigkeit in der Bereitung
der Thierhäute und wissen ihnen eine be-
sondre Weichheit zu geben. In den Häusern der
Colonisten findet man die Sitze der Stuhle, die
Rahmen der Bettstellen, und selbst kleine Soller
zum Aufbewahren trockner Vorräthe, von geflochtenem
Riemenwerk, und das hauptsächlich aus
dem Grunde, weil es in dem bei weitem größten
Theil der Colonie keine Bäume g ie b t, die dick
genug wären, um Bretter daraus zu schneiden.
Nur zum Zusammenfügen der Schilf- und Rohrdächer
können lederne Riemen nicht benutzt werden,
weil sie dem Wurmfraß zu sehr ausgesetzt
sind, und zu diesem einzigen Gebrauch bringt sich
jeder Colonist den nöthigen Vorrath Kabelgarn,
das heilst aus einander gezupfter Ankertaue von
der Capstadt mit, die durch ihren Gehalt an Theer
vorzüglich geschickt sind, die Würmer von den
Dächern ahzuhalten, wo sie sich auch deshalb besonders
gern einzunisten pflegen, weil man zu den
Latten und Sparren, in Ermangelung ändern Holzes,
die gummihaltige Mimose gebrauchen muß.
Wir fanden hier noch einigen Weinbau, dem
sonst diese nördlichen gebirgigten Gegenden der
Colonie so wenig günstig sind, übrigens in dem
Garten neben dem Hause einen Überfluß an Öbst-
bäumen mancherlei Art, besonders Apricosen und
Pfirschen. Die Früchte (auch die Weintrauben)
werden an der Sonne getrocknet und den Nach