
aber ist die Quelle immer ärmer geworden und
kann nur noch zum Ausspannplatz benutzt werden.
In der Mitte des Sommers versiegt sie ganz
und schon jetzt fanden wir nur noch eine kleine
Pfütze trüben Brackwassers.
Zum erstenmalö auf der Reise brachten wir
nun eine Nacht im offenen Lager, fern von allen
menschlichen Wohnungen zu. Zugleich fiel auf
diesen Tag das Geburtsfest von einer unsrer Damen,
und diese doppelte Feier versammelte Abends
die ganze Gesellschaft in dem grofsen Zelte bei
einem erheiternden Punsch, dessen Genufs bei
dem kalten Südwestwind und der schlechten Beschaffenheit
des Trinkwassers hier besonders erfreulich
ward.
Es war beschlossen, den folgenden Tag hier
zuzubringen, die Kühle des Abends abzuwarten
und dann in der Nacht den sehr bequemen, ebnen
und sichern Weg durch die Karroo fortzusetzen,
Da es indessen wider Erwarten sehr kühles Wetter
geworden war und unser Vieh en diesem Ort
weder sonderliche Weide, noch hinlängliches Wasser
fand, so wurde die Reise noch an selbigem
Tage wieder angetreten, nachdem unsre Leute
hier zum erstenmal eine Probe ihrer Fertigkeit im
Abbrechen des Lagers und Einpacken der Geräth-
schaften abgelegt hatten. Denn kaum eine halbe
Stunde, nachdem der Entschlufs zu reisen gefafst
war, befanden wir uns bereits auf dem Marsch,
so fertig war ein jeder durch eine • fünfwcichent-l
liehe Uebung schon in seinem Dienste geworden.)
In der Nacht hatte sich eins unsrer Pferde von|
dem Halfter- losgerissen und war davon gelaufen.
Ein ausgesandter Hottentott wufste indessen die
Spur de? Thieres aufzufinden und brachte es noch
an eben diesem Tage zu dem Zuge zurück. Diese
¡Fertigkeit der Hottentotten ist in der That bewundernswürdig.
Der Boden ist fast überall so
hart und felsig , dafs kein Abdruck des Hufes oder
jFufses sichtbar werden kann, und dennoch .kommen
sie nicht von der Fährte ah. Ein umgeroll-
tes Steinchen, ein zerknickter Halm ist oft das
einzige Zeichen, und es fehlt ihnen fast nie, dafs
Jsie aus einer Reihe solcher unvollständiger Merk-
■male nicht angeben könnten, von welchem Thier
Adie gefundene Spur sei. —
I | Wir gelangten nunmehr immer tiefer hinab
Min die Karroo und konnten einander unsre Ver-
JB
Branderung nicht bergen, ihre Gestalt mit den
■Vorstellungen, die wir uns davon gemacht hatten,
Iso wenig übereinstimmend zu finden. Die bisherigen
Beschreibungen der Karroo sind nemlich so
¡■V'enig richtig und vollständig, dafs ich es nicht
liberflüssig achte, hier etwas weitläufiger davon zu
feden. Man versteht darunter einen grofsen, unbewohnten,
von der Natur stiefmütterlich behäufelten
Landstrich, der sich zwischen den beiden
ersten grofsen Gebirgsreihen, die mit der Südküste
und mit einander parallel, von Osten nach Westen
gezogen sind, sich hindehnt, Die Länge dieser
BFiiste in der genannten Richtung beträgt sechzig,
ihre mittlere Breite von Norden nach.Süden fünfzehn
B IS zwanzig geographische Meilen. Der- Flächen-
Bdialt wird nach einer mäfsigen Berechnung auf
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