
Boschhergen (nicht aus den Sneeuwbergen, wie
Herr B a r r ow angiebt) und ergiefsen sich nachher
in den Somuagsßufs. Abends erreichten wir
die Pächterei von einem gewissen Car l Rasmus
an Vogelrivier, neben welcher wir unser Lager
aufschlugen. Auch hier hatten die Buschmänner
seit einiger Zeit übel gehauset und den Colonisten
eine beträchtliche Anzahl Hornvieh genommen.
Sie halten sich bei Tage in den unzugänglichen
Schluchten des Boschberges auf und verrie-
then uns am Abend ihre Gegenwart durch grofse
Feuer, die an dem Abhange dieses, etwa eine gute
Meile von hier entfernten Berges ganze Waldstrecken
zu verzehren schienen und einen unvergleichlich
schönen Anblick gewährten. Man versicherte
uns hier, dafs in der dürren Jahrszeit sich
dieses Schauspiel sehr häufig zeige und dadurch
ein beträchtlicher Schaden verursacht werde, doch
sei es eher die Folge der Unachtsamkeit und
Sorglosigkeit dieser Wilden, als absichtliche Zerstörung.
Wenn man die steten Gefahren erwägt, mit
welchen der einsame Bewohner dieser Landstriche
sowohl von diesen räuberischen Wilden, als von den
Kaffern und umherschwärmenden Banden entlaufener
Sclaven und Hottentotten bedroht wird, so begreift
man kaum, wie ein Mensch hier seines Lebens
froh werden könne. Man mufs nun noch dazu
die fürchterliche Dürre dieser Felder selbst gesehen
haben, in welchen es oft in drei Monaten
nicht regnet, wo nur hin und wieder eine kleine,
kaum sichtbar fiiefseude, schmutzige Quelle oder
eine mitten in einem ausgetrockneten Flufsbette
stehen gebliebene Lache, den Trank für Menschen
und Vieh darbietet, wo aufser den zartbelaubten
dünngesäeten Mimosengebüschen kein Strauch zu
finden ist, der einigen Schatten gäbe, wo der
Mensch mit wilden Thieren und noch wildem
Menschen um seine einsame, freudenleere Exsistenz
kämpfen mufs, man mufs, sage ich, dies Alles
selbst gesehen haben, um sich eine vollkommene
Vorstellung von dem Zustande dieser Menschen
machen zu können. Man erkennt hier mit Erstaunen
die Macht der Gewohnheit und lernt ein-
sehen, welcher Entbehrungen der Mensch fähig
ist, dem von frühester Jugend an alle Genüsse,
die über die Befriedigung der nothwendigsten Bedürfnisse
des Lebens hinausgehen, fremd blieben.
Immer aber ist es leichter zu begreifen, wie die
heutige Generation sich hier Wohlbefinden kann,
als wie es zuerst Jemand einfallen konnte, sich in
dieser Wüste anzusiedeln. Gleich deutlich beweist
und erklärt dies die Indolenz, die einen Hauptzug
in dem Character des africanischen Colonisten
ausmacht, dafs alle Genüsse, die der Geist aus
freundlichem Umgebungen schöpft, alle Freuden
und Vortheile gröfserer geselliger Verbindungen
der einzigen Befriedigung der ersten physischen
Bedürfnisse zum Opfer gebracht werden. Denn
ganz unbewohnbar wären diese Gegenden, lieferten
nicht eben diese halbverdorrten Felder den
genügsamen Schafen eine so erspriefsliche Nahrung,
dafs eine nur etwas ansehnliche Heerde dieser
nützlichen Thiere eine ganze Familie zu unterhalten