
nichts, wenn man sie nicht als Theile des gröfsen
Bildes darstellt, zu welchem sie gehören. Zudem
fehlt den africanischen Landschaften ganz jene
Lieblichkeit und Anmuth, jene Fülle von Leben,
die man unter dem europäischen Himmel an so
manchem reizenden Flecke antrifft. Man mag sie
darstellen, um die Beschreibungen von der Gestalt
des Landes zu verdeutlichen, aber innerer Reiz ist
in den wenigsten von ihnen. —
Unten im Thale hat sich das herabstürzende
Wasser in dem Gestein (wenn ich nicht irre: Granit)
ein grofses Bekken gegraben, dessen Boden
wir mit einem Stock von io Fufs Länge noch
nicht ergründeten, und zur Seite ist eine 30 bis
40 Fufs tiefe Grotte, deren hohes Gewölbe nahe
in den stürzenden Strom vorragt. Wenn der Bergstrom
voll ist, dann gelangt man nur mit Mühe
und nicht anders als völlig durchnäfst in sie hinein.
Rundumher aber ist sie mit üppigem frisch-
belaubten Gesträuch dicht bewachsen, das fast den
Zugang versperrt. — So oft ich nachher wieder zu
Roodezand gewesen bin, habe ich nie versäumt,
den reizenden Ort zu besuchen. —
Ueberhäuft mit Arbeiten brachte unser verehrter
Chef fast die ganze Zeit unsers Hierseins auf
seinem Zimmer zu. Depeschen aus Europa und
Indien beschäftigten ihn nicht minder, als die Angelegenheiten
der Capstadt und die mancherlei
Einrichtungen, die er zum Besten der durchreisten
Landstriche und des Orts selbst, an welchem wir
uns aufhielten, zu treffen hatte.
Glücklicherweise waren noch keine Umstände
eingetreten, die der Fortsetzung unsrer Reise im
Wege standen, oder Herrn d e Mi s t ’ s Gegenwart
in der -Capstadt nothwendig gemacht hätten. Nach-*
d em also unsre Wagen, von denen einige abermals
auf dem Wit&emberge durch Umwerfen bedeutenden
Schaden genommen hatten, g?mz von
¡Grund aus hergestellt, die Proviantvorräthe sowohl
durch Ankauf, als durch die häufigen Geschenke
der dienstfertigen Landleute wieder gefüllt und die
Gefährten mit neuen Kräften zur weiteren Reise
hinlänglich ausgerüstet waren, verliefsen wir das
¡freundliche Roodezand, nach einem eilftägigen Aufenthalt,
Donnerstags den isten December.
Wir hatten während dieser Rast hier oft grofse
Hitze erlebt und das Thermometer zu drei verschiedenen
Malen die Temperatur des Blutes überschreiten
gesehen. Wir reisten daher erst Nach-
|mittags ab,, wo sich gewöhnlich ein kühlender Südostwind
erhebt, der zwar mitunter auch zu einem
¡kleinen, Sturm wird, aber hier nie den Grad von
; Heftigkeit erreicht, wie in der Gapstadt. Einige
der angesehensten Bürger .und die junge Mannschaft
des Orts begleiteten yns eine Strecke in
feierlicher Escorte, und von den Pächtereien, in
deren Nähe wir vorüberritten, wurden uns zahllose
Ehrenschüsse aus schweren, altdeutschen Gewehren
nachgeschickt. Wir durchschnitten mehrere Arme
¡des kleinen Bergflnsses und zogen bergauf, bergab
über schönbewachsene Hügel hin, von deren Gipfeln
¡Aussichten auf die reichbebaute Gegend nach allen
¡Seiten erfreuten, zur Rechten das WdsserfaUsge-
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