
Länge des Stroms etwas schräg gegen das jenseitige
Ufer hindehnt. Auf dieser Bank, die jedoch bei
der tiefsten Ebbe noch mit anderthalb Fufs Wasser
bedeckt ist, reitet man so weit hinunter, bis mau
auf den Punct gekommen ist, wo sie sich dem Lande
am mehrsten nähert und wo man dann nur noch
die tiefste und gefährlichste Stelle zwischen ihr und
dem Ufer zurückzulegen hat. Wir waren kaum hindurch,
als das Wasser schon wieder begann zu steigen.
Unsre Wagen, die jetzt erst anlangten, hatten
daher schon viel mehr Mühe hindurchzukom-
men, als wir, und der letzte von ihnen, der über-
dies noch gleich beim Hineinfahren stecken blieb,
ward nur mit grofser Anstrengung glücklich ans
Ufer gebracht. Es war ein gar artiger Anblick,
alle diese Wagen in einer langen Reihe auf der
Sandbank den Flufs hinab fahren zu sehn. Der
Veldcornet Mü l l e r und einige andre uns begleitende
Colonisten, bewiesen ungemeine Thätigkeit
bei diesem Manoeuvre, sie gingen oft bis an die
Brust im Wasser, neben dem Zuge her, um den
Wagen die rechte Spur zu zeigen und um gleich
Überall helfen zu können, wo es etwa stockte. Denn
eine Verzögernng von einer Viertelstunde konnte
den Verlust einer ganzen Ladung zur Folge haben,
und doch ist nichts leichter, als dafs die Ochsen im
Wasser über die Taue treten, oder sonst eine Verwirrung
anrichten, die nur durch jemand, der an
solche Durchzüge gewöhnt ist und Entschlossenheit
und Besonnenheit genug hat, gehoben werden kann.
Die Thätigkeit und Bereitwilligkeit unsrer Begleiter
verdient auch deshalb eine Erwähnung, weil dies
Beispiel aufs Neue beweist, dafs die africanischen
Colonisten nicht in dem Grade träge und untheil-
nehmend sind, wie man sie zu schildern bisher sich
bestrebt hat.
Indem wir nach glücklich iiberstandener Gefahr
¡am Ufer noch eine Weile ruheten, kam abermals
Jein Trupp Kaffern zu uns, mit denen wir uns ei-
•nige Zeit angenehm unterhielten. Zugleich erschienen
einige von den Weibern, die wir am Cabel-
[jaus-Flusse gesehen hatten, am jenseitigen Ufer und
|riefen herüber. Unsre Führer machten uns darauf
aufmerksam, in welcher grofsen Entfernung diese
[Menschen einander verstehen, ohne eben übermäfsig
[laut zu reden. Die langsame und singende Aus-
Jsprache ihrer Reden, wobei auf die vorletzten Sil—
Jben ein länger gehaltener Ton fällt, mag dazu wohl
Jam mehrsten beitragen.
Um g Uhr verliefsen wir den Chamtoos-Flufs
Jund unsre Wagen, die auf einem Umwege längs
Jdem Meeresstrande uns heute Abend bei dem Veld-
Icornet Mül l e r wiederfinden sollten, indessen wir
Iselbst den nächsten Weg durch Wald und Gebirge
leinschlugen. Der Chamtoos-Flufs machte vormals
[die Grenze zwischen der Golonie und dem Lande
■der Kaffern, und in der That scheint er zwei gänzlich
von einander unterschiedene Länder zu tren-
pen. Die Gegenden, welche wir nunmehr durchreisten,
gehören zu den schönsten, die ich im südlichen
Africa kenne, und beurkunden am deutlichsten
den Unterschied des hiesigen Climas von dem
ln der Nähe der Capstadt, und den Einflufs, welchen
die häufigen Gewitterregen im Sommer auf