
im Stande ist, ohne dajfs der Besitzer einen Handschlag
zu seiner ttnd der Seinigen Ernährung zu
thun braucht. Die Fortpflanzung dieser Thiere
ist so wunderbar stark, dafs man nach Abzug aller
verunglückten, gestorbenen und gestohlenen Lämmer,
den jährlichen Ertrag immer auf die Hälfte
der ganzen Heerde berechnen kann, j^das heifst
von einer Heerde von aooo Schafen hat man im
Durchschnitt iooo Lämmer. Zur Ernährung der
Familie, nebst Sclaven und Hottentotten, sind
5 bis 600 Hammel jährlich erforderlich und ein
andres Nahrungsmittel als Schaffleisch ist in mancher
Colonistenfamilie gar nicht bekannt. Dann
bleiben noch 400 Schafe zum Verkauf an die herumreisenden
Aufkäufer übrig, die immer einen
Gewinn von 600 Thalern abwerfen, ohne dafs der
Pächter die geringste Mühe davon gehabt hätte.
Seine ganze Arbeit besteht darin, dafs er Morgens
den Hottentotten mit der Heerde ins Feld schickt
und allenfalls Abends beim Nachhausekommen einmal
überzählt, ob keins verloren gegangen. Viele
Colonisten (und bei weitem die mehrsten) besuchen
ihre Heerde täglich einmal im Felde und
bleiben in der Zeit, dafs die Schafe lammen, den
ganzen Tag dabei. Die ganze übrige Zeit wird
mit wenigen und mühelosen häuslichen Geschäften
oder auf der Jagd zugebracht. Ein grofser Theil
des Tages verfliefst in ruhiger Mufse und unter
täglich mehrmals wiederholten gemeinschaftlichen
Andachtsübungen. — Ist die Gegend der Rind-
viehzucht günstig, so ist das Loos des Colonisten
schon viel glücklicher. Denn in solchen Gegenden
kann bestimmt auch soviel Korn gebaut werden,
wie die Familie zu ihrem Unterhalte an Brod bedarf.
Die Milch giebt ein kräftiges Nahrungsmittel
und aus der jährlich nach der Gapstadt verführten
Butter kann ebenfalls ein ansehnliches Capital
erübrigt werden. Ein verständiger Wirtli
läfst auch den Dünger nicht unbenutzt, der jedoch
bei den mehrsten als völlig nutzlos in den Kraalen
vertrocknet. Ein solcher kann dann noch ein Bedeutendes
an Gartenfrüchten gewinnen und vielleicht
soviel Korn bauen, dais er zum Verkauf an
Andere etwas übrig behält. Von dem jährlichen
Gewinn an baarem Gelde werden auf der Reise
nach der Capstadt, die auch der entfernteste Colonist
alle Jahr einmal anzustellen pflegt, die geringen
Abgaben an die Regierung und die Einkäufe
an Tuch, Leinewand, Hausrath und Acker-
geräthschaft bestritten, und oft bleiben noch ansehnliche
Summen zum Zurücklegen O übriOg. DOaeegen
ist der Colonist in diesen Gegenden nie
sicher, seine ganze Habe durch die Räubereien
der Buschmänner, durch Einfälle der Kaffem,
durch plötzliche Gewitterregen, durch Viehseuchen,
welche der Wassermangel, die grofse Hitze
oder in ändern Gegenden die Kälte und Nässe
des Winters herbeiführt, nicht zu verlieren, ja
selbst sein eignes Leben ist beständig von ähnlichen
Gefahren bedroht. Nur die Leichtigkeit des
Erwerbs ist im Stande, alles dieses Ungemach aufzuwiegen.
Was Wunder, dafs da der Mensch,
dem nicht nur die Aufmunterung zu thätigern Anstrengungen
fehlt, sondern der sogar vergeblich