
JJnterthanen regiert hatte, ward genöthigfc abzu-
y eisen, und sogleich organisirte sich eine Volksre-
gierung, deren Sitz GraaJ}-Reyneu wu,rde und
die hald auch über die ändern Theile der Colonie
sich Gewalt zu verschaffen suchte. Eine Commission
von einigen Mitgliedern der Regierung, die
auf dem gütlichen Wege die Ruhe in Graaff-
Reyneic wiederherzustellen versuchen sollte, kehrte
nach dem ersten Zusammentreffen mit den Rädelsführern
muthlos nach der Capstadt zurück, und
wie gern man auch nun mit gewaffnpter Hand
dem Unwesen gesteuert hätte, so fehlte es dazu
an Mannschaft, indem ein Angriff der Engländer
auf die Colonie mit jedem Augenblicke zu befurchten
war. Indessen trieben die Bauern ungestört
ihr tolles Wesen fort, hielten Grundversammlungen,
trugen National - Cocarden, wählten
aus ihrer. Mitte Präsidenten und Secretäre, die
kaum lesen und sohreiben konnten, und deliberir-
ten mit gleich wichtiger Miene über die Angelegenheiten
des Staats, wie über die unbedeutendsten
Privat-Angelegenheiten Einzelner unter
ihnen. *). Der Schwindel griff immer weiter uni
) Die Protocolie solcher Versammli}Qgen, die sich noch in
dem Archive der Drostey. finden, stellen ein seltsames Xlilcl vpn
dem Verfahren dieser Menschen dar, zu welchem sich! wieviel
auch damals den französischen Volksversammlungen nachgeäfft
wurde, wohl nicht leicht ein gleichzeitiges Gegenstück
finden inöchte. Es verdient inzwisgheij zum Lobe der Graaff-
Reynetter bemerkt zu werden, dafs ungeachtet ihrer Rohheit,
wahrend der ganzen Zeit dieser Anarchie keine, wirklichen
Greuel, keine Hinrichtungen, schwere Leibesstrafen u. s. V.
vorfielen.
sich, Bruiiitj es-ho ogte, Zwarthopsrivier, Zwarte-
bergen, Sneeuwbergen, ja selbst einzelne Individuen
von Köüb und dem Roggeveld gesellten sich
zu den, unter dem Schiboleth von Freiheit, Gleichheit
und Brüderschaft verbündeten Rebellen, und
einzelne Bauern gingen bei ihren gelegentlichen
Reisen nach der Capstadt soweit, dafs sie Mitglieder
des Gouvernements und Oranisch gesinnte
Bürger öffentlich insultirten, und so grofs war die
Schwäche dieser Regierung, dafs auch solche Frechheiten
ungeahndet bleiben mufsten.
So standen die Sachen, als die Engländer das
Cap eroberten; wie manche der Bessergesinnten
anfänglich glaubten, um dem Prinzen von Oranien
diese Besitzung zu bewahren. Daher denn ein
doppelt entschiedener Widerwille fast aller Bewohner
des platten Landes gegen die neue Regierung,
der sich in der That wenig verminderte,
als in der Folge die wahre Absicht deutlicher
ward. Lord M a c a r t n e y forderte von sämtlichen
Einwohnern der Colonie den Eid, treu und
gehorsam zu sein der Grofsbrittannischen Majestät,
eine Maafsregel, die in einem militärisch besetzten,
noch nicht abgetretenen Lande nicht anders,
als etwas hart, ja selbst als unpolitisch erscheinen
mufste. Denn schwerlich würden die ächt niederländisch
gesinnten Einwohner der Colonie den
abgezwungenen Eid für verbindend gehalten haben,
wenn die Expedition des »Scbouc-by-NagC L u c a s
geglückt und einige tapsend Holländer gelpndpt
wären. Man mochte die in öffentlichen Be4ie“
nungen stehenden $£inwohngr (eidlich zur Trepe