
einheimischen Gewächse bekannt zu machen und
mufste mich begnügen, in den mehrsten Fällen
deren Gebrauch zu empfehlen, damit es uns selbst
nicht einmal an Hülfsmitteln gebräche, wenn etwa
einer von der Gesellschaft krank würde. Auf den
Rath eines Freundes in der Capstadt hatte ich
mich mit einem Vorrath Hallischer Medicamente
versehen | auf welche die Colonisten ein ganz besonderes
Vertrauen setzen, und nicht leicht kann
man ihnen ein angenehmeres Geschenk machen-
als mit einem Glase Pulvis anäspasmodicus oder
Essentia dulcis. Da es mir indessen gerade an
dem Vertrauen auf diese Mittel fehlte, so erlaubte
ich mir ihren Gebrauch nie in Krankheitsfällen,
sondern benutzte den Vorrath nur, um hin und
wieder eine Höflichkeit zu erwiedern, oder eine
kleine Freude zu machen. Ueberhaupt habe ich
mir durch meine medicinischen Kenntnisse manchen
Freund ünter den Colonisten erworben und
auf den späteren Reisen durch diese Gegenden,
den Lohn für meine Bereitwilligkeit', jedem Kranken
zu helfen und zu rathen, in mancherlei Gegengefälligkeiten
und allgemeiner Liebe der Colonisten
gefunden. Indessen ging mit dieser Praxis
immer ein grofser Theil meiner Zeit verloren, die
mir für so manche andre Beschäftigung kostbar
war. Ich genofs daher an den Rastplätzen viel
Weniger Ruhe, als einer meiner Gefährten, indem
sich meine Mufse in Excursionen in die umliegende
Gegend, in Untersuchung und Aufbewahrung
der gefundenen Schätze, und in jene fast täglich
häufiger werdenden ärztlichen Geschäfte theilte«
U n s e r nächster Ruheplatz war ah dem Fufs eines
kleinen Gebirges, dessen südliches Ende de
Tygerhoek (T ige r -E ck e ) genannt wird. Wir fan-
I den hier in dem Hause eines Colonisten aus der
I zahlreichen Sippschaft der v a n d e r Me rwe eine I freundliche Aufnahme, unterhielten uns mit dem
I vernünftigen Mann über die Viehkrankheiten, die
■ in diesen Gegenden herrschen, und fanden in der
■ unweit des Hauses gelegenen Niederung abermals I eine reiche Ausbeute an seltenen Insecten und
■ Pflanzen.
Ein Pafs zwischen zwei kleinen Gebirgsecken,
■ durch welchen zwei Ebenen mit einander verbün-
■ den werden, ohne dafs dem Durchgang einige
■ Schwierigkeiten des Terrains entgegenständen, wird
■ von den Colonisten ganz passend: „ Poort “ (ein
■ Thor, eine Pforte) genannt. Eine solche Poort
■ bildet die Tiger-Ecke mit einem gegenüberstehen-
id e n Hügel; wir zogen Nachmittags hindurch und
■ erfuhren von unsern Wegweisern, ' dafs dieser
■ Durchgang vor zwei Jahren eine Zeitlang von den
■Bosjesmans besetzt gewesen. Sie pflegten sich hin-
■ter den eisenhaltigen Sandsteinfelsen zu verbergen,
■welche ganz die Farbe ihrer Haut haben, und auf
■ die vorüberziehenden Reisenden mit ihren giftigen
■ Pfeilen zu schiefsen, ohne dafs sie von diesen so
■leicht wieder entdeckt werden konnten. A uf dem
weitern "Wege bemerkten wir (was auch schon
diesen Morgen der Fall gewesen war) Spuren einer
zahllosen Heerde von Straufsen, die we-
i nige Tage vorher hier durchgezogen sein mufste.
Sie halten sich im Sömsner gern auf diesen Höhen