
war froh, wenn es nur wieder etwas zu steigen
eab und der Weg sich beschwerlicher,O ^ aber minder
gefährlich wieder gegen die offene Höhe Jiinwandte.
Es bedurfte einer vollen Stunde, ehe wir endlich
den Gipfel erreichten, und die Gefahr des Falles
und Sturzes mit Mann und Rofs sämtlich glücklich
überstanden hatten. Selbst die Gebrüder
L o u a v , an ähnlich beschwerliche Wege sattsam
gewöhnt, versicherten uns, dafs sie den Weg von
Moed verlooren nur einmal in ihrem Leben betreten,
dann aber keinen Muth übrig behalten hätten,
ihn zum zweitenmale zu wagen. Sie glaubten
uns Glück wünschen zu können, dafs von einer
Gesellschaft von 20 Personen Alle ohne einige andere
Beschädigung, als hin und wieder ein zer-
stofsenes Knie oder Schienbein, davon gekommen
wären, und tadelten höchlich die Unvorsichtigkeit
des Freigelassenen, der uns diesen Weg geführt.
Von nun an -ward es zur Regel, nicht ohne erfahrne
Wegweiser zu reisen und zugleich wrard die
Einrichtung getroffen, immer auf einem Handpferd
einige Lebensmittel bei uns zu führen.
Wir er reichten endlich gegen Abend die Wohnung
von Jac. A d r i a n L o uw, Lokenburg genannt,
nachdem wir 52 Stunden in freier Luft,
fast ohne Nahrung und unter den Mühseligkeiten
der beschwerlichsten Wege und erschöpfendsten
Strapazen zugebracht hatten. Ich überlasse es den
Lesern, sich die Lage der jungen Frauenzimmer,
welche sich in unsrer Gesellschaft befanden, ganz
auszumalen. Man wiederhole sich in Gedanken
die Vorfälle der letzten beiden Tage und denke
sich nun zwei kaum 20jährige, an Bequemlichkeit,
Libex'flufs und Wohlleben gewöhnte Mädchen, die
eine lange Tagereise zu Pferde zurücklegen, um
Nachts auf dem sandigen Ufer eines Flusses unter
einem Reitermantel zu schlafen und eine zweite
Tagereise, ohne Nahrung und Erquickung, nicht
nur halb zu Fufs, sondern kletternd auf den unwegsamsten
Pfaden schroffer Gebirge, die zarten
Hände wundritzend an dem scharfen Gestein und
[den Dornen des Felsengebüsches, nur zuweilen un-
| terstützt von der Hand eines dienstfertigen Begleite
r s * dazu die Unbequemlichkeit der weiblichen
|Kleidung, selbst die unendlich ermüdendere Art
I des Reitens auf einem Frauensattel, und man wird
■ gestehen, dafs, wieviel auch ein jeder ertragen halb
en mochte, es nicht in Vergleich zu setzen sei
|mit dem, was die Mädchen mit so vieler Geduld
■ und so vielem Muth überstanden hatten. Keine
■ Klage entschlüpfte ihrem Munde, erst nachher ge-
I standen sie, was sie von Hunger und Anstrengung
| gelitten ; auf dem Wege selbst wetteiferten sie in
■ froher Laune und zerstreuten oft durch ein heitres
■ Gespräch den hervorbrechenden Mifsmuth des Va-
■ ters. W ie viele meiner Leserinnen haben wohl
| noch Lust, dieselbe Reise zu machen ?
Die Niederung, in welcher Lokenburg liegt,
heifst de TJyen-Välley (das Zwiebelthal) weil hier
Arten von Iris und Ix ia wachsen, deren Zwiebeln
von den Hottentotten gerne gegessen werden.
Die Gegend ist fruchtbar und besonders der Schaf-
und Pferdezucht günstig , der Besitzer der reichste
Mann des Districts. In dem Hause sah man we