
Der mühsame Weg, den wir auf unsrer morgenden
Reise zurückzulegen haben würden, war
der Hauptgegenstand des Gesprächs, und unser
Muth ward nicht wenig niedergeschlagen durch
die Versicherung, dafs es wenig beschwerlichere
Gebirgspassagen gebe, als eben die bevorstehende.
Zum Beweis indessen, wie sehr Menschen und
Thiere sich an dergleichen Beschwerden gewöhnen
können, erzählte uns die Hausfrau, dafs sie gewohnt
sei, nach jedesmaligem Wochenbett (was
bisher noch alljährlich eingetreten sei) den zweiten
oder dritten Sonntag ihr Kind selbst zur Taufe
nach der Kirche in Roodezand zu bringen. Sie
lege den ganzen Weg über die beiden hohen Berge
auf einem eignen, sehr sichern Pferde so schnell
zurück, dafs sie noch denselben Tag wieder zu
Hause eintreffe. Ohne abzusteigen, gehe es in einem
Trabe hin und wieder zurück, und sie trage
kein Bedenken, dem Kinde erforderlichenfalls auf
den gefährlichsten Stellen die Brust zu reichen *).
*) Eine vorzügliche W irkung des hiesigen Clima’s und der
Lebensart auf die Leibesconstitution der Africanerinnen, ist die
Leichtigkeit, mit welcher sie gebähren. Beispiele von Frauen,
die im Kindbette sterben, sind fast unerhört, dagegen sieht
man sie häufig am vierten Tage nach der Niederkunft das Bette,
am siebenten, achten das Haus wieder verlassen, und das nicht
nur unter den .abgehärteten Landleuten, sondern selbst in der
Stadt, wo die Lebensart in mancher Hinsicht weichlich genug
ist. Freilich hängt diese Leichtigkeit der Geburten denn auch
wieder sehr nahe mit dem zusammen, was vorhin über den
schlaffen Habitus, die Neigung zum Fettwerden und das Vorwalten
hysterischer Beschwerden unter den africanischen Frauen
gesagt ist, und wird also durch mancherlei Uebel wieder aufgewogen.
Nachdem unsre Wagen, von welchen der eine
gestern durch Umwerfen Ö in dem Morast dieses
Thals aufs Neue Schaden genommen, noch in der
Nacht vorausgeschickt waren, um wo möglich den
Gipfel des TVitsemberges noch vor der gröfsten
Hitze des Tages zu erreichen, machten wir uns
ebenfalls auf den Weg. Eine starke halbe Stunde
ging es noch an der Fronte des Schürf deberges
hin, dann kamen wir an die Schlucht, durch welche
wir ihn übersteigen sollten. Hier hat eine Kraft,
deren Maafs dem menschlichen Verstände unbegreiflich
ist, den gewaltigen Berg aus einander gerissen
und eine Spalte von 5 bis 600 Fufs Weite
gebildet, durch welche nunmehr der Weg hindurch
gebahnt ist. Dieses Unternehmen hat jedoch
grofse Schwierigkeiten gehabt, besonders in
dem untern, engern Theil des Risses. Hier haben
fast Schritt vor Schritt ungeheure unbewegliche
Massen durch Pulver gesprengt werden müssen t ehe
ein Wagen hindurchziehen konnte. Zwischen diesen
Ehrfurcht gebietenden Trümmern ging unser
I Weg aufwärts, wir fanden ihn über unser Erwar-
I ten leicht und bequem, da wir uns bei der gestri-
I gen gefährlichen Beschreibung natürlich die Vor-
I Stellungen der Nardouw und des Thaies Moed-
I verlooren zurückgerufen hatten. Gegen jene Pas-
I sagen gehalten war der heutige Weg in der That
I Scherz; auch gelangten wir binnen einer kleinen
I halben Stunde auf die Hohe, wo eine sandige
I Ebene zwischen den beiden ungeheuren Wänden
I sich vor uns hindehnte. Abermals eine halbe
■ Stunde, und wir erreichten ihr jenseitiges Ende,
Msm