
liehe Aderlässe, dagegen. Es scheinen dann nemlich
rheumatische Beschwerden,. Gliederschmerzen hinzuzukommen,
welche sie durch Abzapfen von Blut
erleichtert- fühlen. Auf dem kranken Gliede werden
mit einem spitzen und scharfen Eisen mehrere
Einschnitte in die Haut gemacht und die Wunden
vermittelst, aufgesetzter Schröpfköpfe, die aus den
queer abgeschnittenen und oben durchbohrten Enden
von Rinderhörnern bestehn, ausgesogen, Schon
K o l b e beobachtete diese Art zu schröpfen bei
den Hottentotten des vorigen Jahrhunderts und
hat sie in seinem Werke beschrieben und abgebildet.
Wechselfieber sind bei ihnen durchaus
unbekannt; ihr Land ist trocken, Seen und Moräste
giebt es .gar nicht und ihre Hütten bauen sie
meistens 3 bis 400 Schritt von dem Flusse, woraus
ihr Vieh getränkt wird.
Die Kinderblattern haben zu verschiedenen
Zeiten heftig unter ihnen gewüthet und zwar noch
in den neueren Zeiten. Denn man sieht häufig
Menschen von 3o Jahren die stark blattefnarbig
sind. In der Colonie aber herrschten die Blattern
zuletzt 1753 und 1754 *)«■ Sie meinen, diese
Krankheit sei ihnen durch Corallen mitgetheilt, die
sie von einem entfernten Völkerstamm eingehandelt
hatten, Andre sind der Meinung, die Mannschaft
eines gestrandeten Schiffes müsse sie ihnen
gebracht haben. Wir werden in der Folge sehen,
was davon zu glauben.
*) Dies *ur vorläufigen Berichtigung von B a r r o w (Zwei*
ter T h e i l , Seite 1^7 der E h rm a n n i s c h e n Uebersetzung).
Mehr davon im sechsten Abschnitt,
Venerische Krankheiten sind ihnen ganz unbekannt.
Ein Mann, der zu einem Kalferstamme
gehörte, der eine Zeitlang in der Gegend der
Zwartebergen im District Graajfreynett gelegen
hatte, brachte diese Krankheit aus der Colonie mit.
Er ward aher sogleich gebannet, als man die gefährliche
Natur dieses Uebels den Ändern entdeckte
und durfte sich nicht eher wieder sehen lassen,
als bis er völlig geheilt war.
Allen Nachforschungen ungeachtet habe ich
keine Spur von chronischen Aussdilagkrankheiten •
unter ihnen entdecken können. Ihre Antworten
lassen mich sogar vermuthen, dafs sie überhaupt
aufser den Blattern keine ansteckenden Krankheiten
kennen.
Als etwas höchstsonderbares mufs ich bemerken,
dafs man unter allen diesen Menschen nie einen
niesen, gähnen, husten oder sich räuspern
sieht. Ich berufe mich nicht blofs auf meine Erfahrung,
sondern auf das Zeugnifs aller meiner Gefährten
und Gewährsmänner. Sie kennen also keinen
Schnupfen, keinen Lungencatarrh und wie
man fast vermuthen sollte, auch keine Langeweile
und Schläfrigkeit. Eben so merkwürdig ist es,
dafs sie unter einander einen gewissen Anstand
nie aus den Augen verlieren. Nie sieht man z. B,
einen Koossa sich in andrer Gegenwart jucken
und kratzen, so wenig sie im Ganzen auch frei
von Ungeziefer sind. Noch viel unerlaubter sind
Unanständigkeiten gröberer Art. Ein kleiner Knabe,
dem einmal in v an d e r Kemps Gegenwart eine
solche entfuhr, ward sogleich unter allgemeinem
Unwillen der Anwesenden aus der Thür gesetzt.