
vel'rieth, von welchem sie stammten. Die Kosen*
hecken und Jasminlauben standen in voller, weit*
duftender Bliithe, die Zweige der Orangenbäume
hingen gebeugt unter der Last ihrer Früchte und
eine unendliche Menge von Plirichen, Apricoscn,
Mandeln und Bananen reiften nur zum Abfall oder
zum Genuis für den seltenen Reisenden, den der
Zufall diese entlegene Strafse führt.
Nicht die Kunst mehr und der Fleifs des Men*
sehen, — die Natur schien, jene nachahmend, den
wunderbaren Aufenthalt in seltsamer Laune ge*
schaffen zu haben; ich träumte mich mit Lust in
die Täuschung hinein, es hause hier ein wohltliä*
tiges, übermenschliches Wesen, wie es die kind*
liehe Phantasie eines Mährchendichters erschuf,
Die freieren üppigen Gestalten der Menschennäh*
renden Gewächse, die wildbewachsenen Gänge
zwischen den langen Rosenhecken, die nie ein
Fufs betreten zu haben schien, erfüllten mich mit
heimlichem Grauen, als ich den Arm ausstreckte,
von den Früchten zu pflücken. — Ich glaube, es
würde jedem so gegangen sein, der sich noch der
Empfindungen bewufst ist, mit welchen ihn einst
die Beschreibungen von den Lustgärten bezauber*
ter Prinzen erfüllten.
Während meine Gefährten der iiöthigen Ruhe
genossen, eilte ich das Ufer des Sees hinab nach
der Küste, um das oben erwähnte Thor zu beschauen,
durch welches der Neisna^See mit dem Meere verbunden
ist. In einer starken halben Stunde er-i
reichte ich die Spitze der östlichen Säule, die iß
gleicher Höhe mit der gegenüberliegenden, etwa
hunhlindert
und fünfzig Fufs über der Oberfläche des
Meers vorragt. Die Breite der Oeffnung wird kaum
zweihundert Fufs betragen; und von diesem Raum
geht für einlaufende Schiffe hoch ein grofser Theil
durch die zu beiden Seiten hineinragenden Felsen
verloren. Der Strom der hereinbrechenden FJuth
war ungemein stark uud reilsend und diese Heftigkeit
des stets hindurchziehenden Stroms ist Ursache,
dafs die Mündung der Neisna nicht wie die
[der Flüsse versandet und immer befahrbar bleibt.
B)azu kommt, dafs das Bette ’dieser Mündung sich
nach unten keilförmig verenget, wodurch das Wasser
in der Tiefe noch mehr zusamrnengeprefst und die
¡Gewalt des Stroms vermehrt wird. Dies beweist
am deutlichsten, wie sehr Herr Ba r r ow sich irrt
Ivenn er dieser Oeffnung eine neuere Entstehung
^schreibt und der Meinung ist, der Neisnasee
habe sich einmal bei besondrer Anschwellung seines
Wassers diesen Weg mit Gewalt gebahnt, und
jder (oben erwähnte) grüne See werde auf diese
IVeise wohl auch noch einmal seine Vereinigung
p t dem Meere bewerkstelligen *). Er nennt diese
Sntstehungsart der Einfahrt augenscheinlich; augenscheinlich.
aber ist es, dafs sie-bei einer frühem
pligemeinen Revolution durch eine gewaltsame
Spaltung der kleinen Gebirgsreihe, welche den See
jyom Meere trennt, gebildet ward. Denn, erstens
bemerkt man an dem aus dem Wasser vorra^enden
Theile der Oeffnung keine Spuren von Ab-
aschung und Ausspülungv wie sie sich nothwen-
*} S. 4*8 der deutschen (Le ipziger) Uebersetzung.
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