
wollte, konnte ein so kühnes Unternehmen ausführbar
machen und alle Schwierigkeiten überwinden
lehren. Die rauhe Wildnifs dieser hohern
Regionen, die gigantische Urgestalt der nackten
Felsenmassen, die schwindelnde Höhe , von welcher
man in die nahe Tiefe hinabsieht, macht es
fast unbegreiflich, wie man sich mit schweren
Lastwagen hier oben befinden könne, und diese
einfache starre Gröfse der Natur contrastirt lebhaft
mit der Beweglichkeit des Menschen, die dagegen
kleinlich erscheint auch in seinen kühnsten
Bestrebungen.
Hier erst sieht man ein, warum die Wagen
so plump und schwer haben gebaut werden müssen,
und warum man zum Ziehen der Lasten den
langsamen, aber ruhigen Ochsen, dem raschen,
aber zu feurigen und seine Kräfte zu schnell verbrauchenden
Pferde hat vorziehen müssen. Je näher
dem Gipfel, desto steiler wird der Pfad, desto
häufiger und kürzer die Wendungen, desto, ermatteter
das Zugvieh. Und dennoch kömmt es hier
gerade am mehrsten darauf an, dafs es seine Kräfte
gebrauche, wenn nicht durch augenblickliches Stillstehn
und Zurückrollen des Wagens, Ladung,
Ochsen und Menschen in Gefahr kommen sollen,
Wo nicht ganz verloren zu gehn, doch schwer beschädigt
zu werden. Da mag man es nun dem
africanischen Fuhrmann so sehr nicht verargen,
wenn er einmal gewaltsame Mittel gebraucht, um
in solchen gefährlichen Augenblicken die erschöpften
Ochsen zur Anstrengung ihrer ganzen Kraft zu
vermögen, zumal da das Hornvieh bei grolser Ermüdung
auch eigensinnig und störrisch wird und
weder auf den Zuruf hört, noch der Peitsche folgt.
Man kann daher nicht anders als mit wahrem Mitleiden
zusehen, wenn die Ochsen, besonders das
hinterste Paar, auf die es denn oft, wenn die vor-
[ deren wegen einer kurzen'Wendung des Weges
nicht mitziehen dürfen, allein ankommt, mit ei-
I nem dicken Schambok aus Rhinocerosleder ge-
I peitscht, oder wohl gar mit eisernen Spornen an-
I getrieben werden. Allein man thut den Africa-
I nern, so roh sie auch sein mögen, zuviel, wenn
I man (wie Herr Bar row) behauptet, sie hätten an
I solchen Grausamkeiten ihre Freude. Es ist kaum
I der Mühe werth, hier zu widerlegen, was dieser
I Schriftsteller darüber erzählt *), so sehr wider-
| sprechen sich seine Angaben einander selbst. Wer
wird es ihm z. B. glauben, dafs die Wunden, die
ein solcher grausamer Bauer seinem eignen Vieh
in der Wuth über das Stillestehn des Zuges mit
einem scharfen Messer beibrachte, und die in drei
Tagen wieder geheilt waren, sieben Zoll lang und
zwei Zoll tief gewesen. Eine solche Wunde kann
in so kurzer Zeit nicht heilen. Ich mufs ihm hier
geradezu widersprechen und behaupten, dafs ich
nie einen Ochsen mit Narben von Messerstichen,
wie er sie so häufig angetroffen haben will, gesehen
habe. Auch schauderten alle Golonisten vor
solcher Mifshandlung und nur ein einziger erinnerte
sich, es erlebt zu haben, dafs man, um einen
Ochsen aus der Stelle zu bringen, in Erman-
•) M. s. d. ersten Th*ü S. 2q6 tmd folg.