
Anfangs geht der Weg allmählig bergab, von
Einem Hügel auf den ändern. Dann mahnt der
Fuhrmann, Vorsichts halber abzusteigen und den
Weg zu Fufse zu machen. Man gelangt jetzt auf einen,
in die Schlucht hineinragenden Rücken, der bis-
her den gröfsten Theil der Aussicht deckte und befindet
sich nun, wenn der Weg plötzlich zur Rechten
in die Tiefe sich wendet * auf einem Punct,
von welchem 'die Aussicht ungemein grofs, vielleicht
einzig in der Welt ist. Man sieht nemlich
nun den ungeheuren Abgrund dicht zu seinen
Füfsen; in einer Tiefe von mehr als tausend Fufs
brauset der Bergstrom über die Felsen, die Wände
des Thals sind dicht mit starken, dunkellaubigen
Bäumen bewachsen, die wunderbar verworrene
Schatten umherwerfen und ihre Aeste einander so
nahe hinüberreichen, dals beinahe nicht Raum ge»
nug bleibt, den dunkelfarbigen Flufs und seine
weifsschäumenden Sprünge über die Felsen zu erkennen.
Gerade gegenüber kommt der Weg von
der jenseitigen Höhe herab. Er scheint von hieraus
nicht steil, sondern senkrecht und von einem
leeren Wagen, den wir dort herabkommen sahen,
begriffen wir kaum, welche Kraft ihn zurückhalte,
dafs er nicht jählings in die Tiefe hinabrolle. Ganz
zur Rechten endlich erblickt man das hohe Thor,
durch welches der Flufs in das Meer strömt. Zw
sehen zwei senkrechten, dicht zusammentretenden
Mauern, deren Gipfel jetzt schon über den Stand-
punct des Beschauers hinwegragen, sieht man hinaus
auf das weite Meer, dessen äufserste Grenze
an einem so ruhigen heitern Tage mit dem Blau
des Himmels zu einer wunderbar erhebenden Einheit
verschmilzt. Ganz im Grunde der Pforte
stürzt die wogende Brandung herein und mischt
die grünlichen Wellen mit den dunkelbraunen Fluthen
des Bergstroms.
Der Weg in die Tiefe hinab hat, wie man
leicht einsieht, nicht anders gebahnt werden können,
als längs der Fronte des Berges. Mit roher
Kunst sind die rechts losgesprengten Felsen links
zwischen abgestumpften Bäumen zu einem Damme
auf einander geschichtet, welcher der Stralse ihre
Breite geben und dem Sturze seitwärts wehren soll.
Aber der häufige Gebrauch dieses Weges hat an
vielen Stellen den Damm selbst hinabgedrängt, nnd
I die Regen haben das lose Gefüge ausgewaschen,
I so dafs man oft den unvermeidlichen Sturz vor
Augen sieht. Deshalb werden zuförderst die Hinterräder,
ja zuweilen alle vier Räder des Wagens
gehemmt* die Last möglich vermindert und von
Menschen hinabgetragen. Dann befestigt man an
der, dem Abgrunde zugekehrten Seite des Wagens
starke Riemen oder Stricke, an welchen vier bis
sechs starke Männer den Wagen auf den gefährlichsten
Puncten aufrecht erhalten, indem sie zwischen
den Klippen oberhalb des Weges fortklettern
und so von oben herab die halbe Last des Wagens
tragen, dessen Räder an der linken Seite nicht
selten ganz frei in der Luft schweben.
Nachdem man denn a l s o hinabgelangt ist, fährt
man bei Ebbezeit ziemlich bequem durch den Flufs,
welchen das Meer eine kleine Strecke aufwärts mit
Sand angefüllt hat. Es fing schon an zu Ruthen,