
Am ändern Tage versammeln sich des Bräutigams
■weibliche Verwandte, um den körperlichen Zustand
der Braut zu untersuchen und statten nachher
davon Bericht ab. Der junge Mann wird nun
von seinen Aeltern gefragt,, ob er geneigt sei, das
Mädchen zur Frau zu nehmen. Gewöhnlich wünscht
er sie erst näher kennen zu lernen und zu dem
Ende läist man ihn die folgende Nacht mit ihr allein.
Erklärt er sich dann für das Mädchen, so
fangen nun erst die Unterhandlungen über den
Preis a n , während welcher das Mädchen nach
Hause zurückkehrt, von wo sie nachher unter den
oben beschriebenen Hochzeitsfeierlichkeiten abgeholt
wird.
Schreitet eine Wittwe zur zweiten Ehe, so
sind damit abermals Vortheile für die Aeltern verbunden,
denen der Bräutigam eine gewisse An-
zahl Kühe geben mufs , die aber doch allemal geringer
ist, als bei der ersten Verheirathung.
Bis zum ersten Wochenbette der jungen Frau
geniefsen die Aeltern keinen Tropfen Milch von
den empfangenen Kühen. Wenn sie niedergekommen
ist, machen sie den Aeltern ihres Schwiegersohns
einige Stücke Rindvieh zum Geschenk,
Der Ehemann selbst theilt unter die Geschwister
seiner Frau einige kleinere Geschenke aus; man
nimmt es ihm sehr übel, wenn er es unterläfst.
Stirbt eine Frau, ohne Kinder zu hinterlassen,
so müssen die Aeltern die Kühe, die sie erhalten
haben, wieder herausgeben.
Ehen zwischen Oheim und Nichte und zwischen
Geschwisterkindern finden nicht Statt. Der
Schwiegervater darf der Schwiegertochter nicht anders
als im Beisein mehrerer Personen begegnen.
Trifft er sie zufällig allein, so mufs sie die Flucht,
nehmen, darf sich ihm auch nie mit entblöfstem
Haupte zeigen. Dasselbe haben Schwiegermutter
und Schwiegersohn gegen einander zu beobachten.
In den ersten Wochen nach der Niederkunft
sondert sich der Mann gänzlich von seiner Frau
ab und hütet sich vor dem gemeinschaftlichen Gebrauche
des Hausgeräthes. Nachher ifst er wieder
mit ihr, aber so lange sie das Kind säugt, trinkt
er keine Milch aus dem Korbe, aus welchem sie
einmal getrunken hat. Während dieser ganzen
Zeit fällt auch aller vertraute Umgang zwischen
den Eheleuten weg, und der Mann lebt inzwischen
mit seinen übrigen Frauen. Daher folgen die Wochenbetten
nicht schnell auf einander; die Kinder
werden lange und ruhig an der Mutter Brust genährt,
und vielleicht hat die ausnehmende Körperkraft
der ganzen Nation in dieser Enthaltsamkeit
der Mütter ihren hauptsächlichsten Grund.
Zum Theil erklärt sich hieraus auch die Sitte
der Vielweiberei, die unter den Koossa und unter
allen übrigen Kafferstämmen herrscht. Die
Zahl der Weiber ist durch kein Gesetz einOeeschränkt
und richtet sich allein nach dem Reichtim
m des Mannes. Indessen haben doch nur Wenige
mehr als*- zwei Weiber, nur einzelne Fürsten
pebt es, die ihrer sechs bis acht halten. Der
häusliche Friede wird dadurch keinesweges gehurt,
indem meistens jede der Frauen ihre eigne
Piittfe bewohnt. Die Beispiele sind inzwischen
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