
nach einem Gegenstände für dieselben suchen
würde, allmählich die in ihm ruhenden Kräfte zu
üben verlernt, immer sorgloser und unempfindlicher
gegen den sonst unerträglichen Mangel aller
höherer geistiger Genüsse wii'd; was Wunder,
wenn er allmählich zum Halbwilden hinabsinkt
und nur der Befriedigung des thierischen Bedürfnisses,
der Ernährung, zu leben scheint. Nur Eines
bietet die Natur hier in reichlicher Fülle und
entzieht desto unerbittlicher die übrigen Gäben.
Der Mensch empfängt aus ihrer Hand und geniefst,
ohne sich über ihre' Milde zu wundern, er entbehrt,
ohne den Mangel zu kennen. Denn darin
besteht hier sein Glück, dafs er den Werth der
Güter nicht kennt, die ihm fehlen. In fast be-
wufstloser Geistesruhe, ohne Thaten, ohne wohl-
thätiges Wirken auf einen gröfsern Menschenkreis
jenseits des kleinen, den seine Familie um ihn
bildet, verlebt der africanische Colonist seine einsamen
Tage und wird so das, was er ist. Man
mag ihn bedauren, aber man kann ihn nicht
schelten. Denn der Character eines Volks ist ihm
nicht durch sich selbst gegeben, sondern durch
die Natur des Landes, das er bewohnt, und durch
die Geschichte seiner Väter. Aus diesem Ge-
sichtspuncte wünsche ich, dafs meine Leser den
africanischen Colonisten beurtheilen, und aus obigen
Bedingungen hoffe ich ihn in der Folge klarer
und richtiger darzustellen, als es bisher noch
geschelm ist.
Wir traten nun in die dürren und ausgedehnten
Flächen des Districts Camdeboo, der sich
nach Westen in die grofse Karroo verliert und
ganz die oben beschriebenen Merkmale dieser un-
ermefslichen Ebene an sich trägt. Nur die Nähe
der grofsen Gebirge, besonders der Schneeberge
im Norden, aus denen sich gröfsere Flüsse über
sie herab ergiefsen, machen das Clima milder und
diesen Landstrich einigermaafsen bewohnbar. Unser
Weg führte uns bald, nachdem wir unser Lager
verlassen hatten, noch einmal über den Vo-
gelßu/s. Hier mufsten wir uns für die ganze Tagereise
mit Wasser versehn, denn von hier bis
zum Mellrivier (eine Entfernung von zehn Stunden)
war auch nicht ein Tropfen zu finden. Die
Pferde wurden noch einmal getränkt und die
Feldflaschen gefüllt, dann zogen wir weiter.
Es ist schwer, einem Europäer eine richtige
Vorstellung von den Beschwerden eines solchen
Zuges über eine dürre Fläche in der heifsesten
Jahrszeit, mitzutheilen. Alle Vegetation schien
für immer erstorben, kein Grashalm, kein grünes
Blatt war rund umher zu erblicken, die Erde, ein
fester Lehmboden, warf die Sonnenhitze mit »verdoppelter
Kraft zurück. Man durfte sich Glück
wünschen, auf dem Pferde einige Fufs hoch von
ihr entfernt zu sein. Daher war aber auch an
kein Ausruhen zu denken, denn da es nirgends
Schatten, Wasser und Weide gab, so würde eine
solche Ruhe für Menschen und Pferde nur noch
erschöpfender gewesen sein.
Die africanischen Pferde sind aber auch in
hohem Grade an dergleichen Beschwerden gewöhnt
und obgleich sie injj, Durchschnitt viel weniger