
geringem Kostenaufwand zu liefern, dafs daraus
die Möglichkeit eines nur einigermaafsen lohnenden
« Absatzes ins Ausland hervorginge. So aber
wird die Ausfuhr um viele hundert Procent von
der Einfuhr überstiegen, und vermehrte nicht
die Regierung die Zahl > der Consumenten durch
eine ansehnliche Garnison, waren ferner nicht
die hier anlegenden ’'Ostindienfahrer (die wahrlich
nicht ihr Handels-Interesse hieher lockt)
so bereitwillige Abnehmer der übrigens zur Ausfuhr
so wenig geschickten ersten Lebensbedürfnisse,
in der That es würde traurig um die Co-
lonie aussehen. Die Entfernung der Besatzung,
die Aufhebung der Schiffahrt wären allein hinreichend,
in wenigen Monaten einen allgemeinen
Bankerott herbei zu führen. Doch wie gesagt,
dies weiter aus einander zu setzen*, ist hier
nicht der Ort. Die wenigen Bemerkungen mögen
hinreichen zu erklären, wie ein Ort, in welchem
kein Handel und keine Besatzung ist, der
ganz allein von innerm Verkehr bestehen soll, in
diesem Lande durchaus verarmen mufs und warum
daher überhaupt auch keine Städte, ja selbst
keine Dörfer von einiger Bedeutung in der ganzen
Colonie weiter gefunden werden.
Fremde, die auf ihren Seereisen sich eine
Zeitlang am Cap aufhalten, pflegen Stellenbosch
nicht unbesucht zu lassen und die begüterten
Einwohner der Capstadt stellen ebenfalls in der
angenehmsten Jahrszeit wohl Lustreisen nach
diesem freundlichen Orte an. Dies hat einige Bürger
veranlafst, eine Art von Gastwirthschaft anzulegen
und ihre Häuser zur Beherbergung und
Bewirthung von Fremden einzurichten. Man
wird indessen auch bei ihnen nicht als Fremder
sondern als Gastfreund empfangen, das heifst,
man bezahlt nicht jedes Einzelne was man begehrt,
sondern lebt ganz mit ihnen nach ihrer
Weise und in dem Kreise ihrer Familie und entrichtet
am Eride ein Gewisses für jeden Tag.. So
kostet es hier im Durchschnitt jeder Person täglich
drei Thaler, dafür bekommt man Alles gut
und reichlich, ausgenommen den europäischen
Wein, welcher besonders bezahlt werden mufs.
Ein Engländer JNamens Cal d wel l , \ein jovia-
lischer, fein gebildeter Mann, und ein gewisser
Wol f rum, ein Hesse von Geburt, unterhalten
die besuchtesten Gasthöfe dieser Art. Beide sind
von einer angenehmen Familie umgeben, in de-
! ren Gesellschaft man nicht anders als sich sehr
Wohlbefinden kann.
Der Aufenthalt zu Stellenbosch ward von
dem General-Commissär dazu benutzt, eine
kleine Seiten-Reise in den wenige Stunden entfernten
Bezirk von Hottentottsch-Holland zu
unternehmen. Wir besuchten in diesem freundlichen
Landstrich einige der angesehensten Päch-
tereien, die in der That an Fruchtbarkeit und
Annehmlichkeit alle ändern der Colonie übertreffen.
Viele von ihnen sind noch von dem, in
manchfacher Rücksicht berühmten Gouverneur
Simon van der Ste l l , dem Stifter von Stellenbosch
angelegt, der zuerst Weinbau und Obst-
Cultur in die Colonie einführte und aus allen