
danken gekommen, sich eine solche Nebenldrche
zu banen, in welcher sie abwechselnd entweder
selbst predigen oder sich doch von dem predigen
lassen könnten, der ihnen am besten gefiele.
Der Ort dazu war schon gewählt und nun sollte
der General-Commissär durch die förmliche Er-
laubnifs, den Missionär Voster als selbstgewählten
Lehrer für immer hierzubehalten, die ganze
Unternehmung gewissermaafsen sanctioniren. Man
mufste über diese Wahl erstaunen, denn schwerlich
mochte unter allen den frommen Müfsig-
gängern einer zu finden sein, der weniger empfehlende
Eigenschaften besafs als dieser Voster.
Er war ein Mann von etwa 50 Jahren, der sich
vormals in Holland als Catechizeermeester kümmerlich
ernährt, nachher aber beschlossen hatte,
statt der Kinder, die Heiden nach seinem auswendig
gelernten Catechismus im Christenthum zu
unterrichten. Es ist nicht möglich, sich eine kläglichere
Gestalt, eine peinlichere, trägere Haltung
zu denken, als die, in welcher er sich uns darstellte.
Man gerieth in Verlegenheit, ob man
die Figur mehr bemitleidenswürdig oder lächerlich
finden sollte. In einem weiten, leinenen
Wams, schwarzen Beinkleidern, wollenen Strümpfen,
dickbesohlten Pantoffeln, den ganzen Kopf
wegen der Gichtflüsse mit vielen schmutzigen Tüchern
umwickelt und sich vor Schwäche mit
Mühe aufrecht haltend, stand er da, ohne auch
nur ein Wort zum Grufs, vielweniger eine Anrede
zu seiner Empfehlung hervorbringen zu
können. Die anscheinende Unhöflichkeit entschuldigten
die Umstehenden mit seiner Harthörigkeit
und Gesichtsschwäche, sowie mit seiner
Unerfahrenheit in den weltlichen Gebräuchen.
Während in dem Zimmer über ihn mit dem
General-Commissär gesprochen ward, schleppte
er sich langsam unter tausend Seufzern und mit
gefalteten Händen im Vorhause von einer Ecke
in die andre, schlug zuweilen mit vorhängendem
Kopfe die Augen gen Himmel und bewegte die
Lippen wie zu einem stillen Gebet. Man hatte
Mühe sich zu überreden, dafs dies wirklich der
Mann sei, dem diese Leute ihr Seelenheil anvertraut
wissen wollten. Oder war es vielleicht
eben dieses leidende Ansehn, diese Duldermiene,
die ihn so angenehm machte? Ward doch ein
Lazarone zu Neapel auch als Heiliger verehrt.
Es wäre eine merkwürdige Übereinstimmung
in dem Character der Südafricaner und
Italiener, die beide unter sehr ähnlichem Himmelsstrich
leben und gäbe Veranlassung zu sehr
interessanten Vergleichungen, wenn sich ein ähnlicher
Einflufs ,des gleichen Clima’s auf die religiösen
Gesinnungen und Meinungen nachweisen
liefse. Bei dem Cap-Colonisten ist dieser Einfluß
unverkennbar; denn seine Abgeschiedenheit
von der Welt, das unbefriedigte Bedürfnifs höherer
geistiger Bildung, der Mangel an Gegenständen
für eine Phantasie, die um so leichter aufgeregt
wird, je ärmer die umgebende Wirklichkeit ist,
je weniger der Körper angestrengt, je besser er
genährt wird, was sind sie alle anders als Folgen
von der Natur des Landes und liegen in
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