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den Schneebergen und Herrn. Barrows Bemerkung,
dafs es hier mitunter Leute gebe, die in ihrem
ganzen Leben, nie einen Wald oder ein Gebüsch
gesehen, ist völlig richtig. Nur da, wo die
Flüsse anfangen in die Ebenen zu treten, sind sie
mit Mimosen und ändern kleinen Bäumen umschattet.
In den höhern Gegenden ergiefsen sie
sich offen über die breiten Thonschieferbetten; die
Lagen dieses Gesteins bilden Cascadenartige Stufen,
von denen die Flüsse in der .Regenzeit sich
malerisch ergiefsen und im Sommer sieht man aus
den Fugen eben dieser Stufen die mehrsten Quellen
hervorbrechen.
Der Mangel an Holz ist hier so grofs, dafs
selbst das Brennmaterial fehlt und getrockneter
Ochsenmist dazu gebraucht werden mufs. Der heftige
Wind, der hier im Winter weht, hindert besonders
die Anpflanzungen von Nutzholz und Obstbäumen,
und selbst die Eiche will hier nicht arten.
Ein noch furchtbareres Übel sind die grofsen Züge
von Heuschrecken, die diese Gegenden gelegentlich
heimsuchen und dann in ungeheuren Strecken
nicht nur die Saatfelder fondern auch die
Viehweiden dermaafsen verheeren, dafs man, soweit
das Auge reicht, kein Blättchen, ja selbst keinen
grünen Stengel mehr zu fehen bekommt.
Wild ist im Überdufs vorhanden, aber eben daher
giebt es eine Menge Löwen und Parder, die unter
den Heerden nicht selten bedeutenden Schaden
anrichten, Der gefährlichste Feind von allen sind
abermals die Buchsmänner, und man kann das was
jährlich durch ihre Räubereien verloren geht, we-
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»igstens auf fünf vom Hundert anschlagen. Besonders
sind die Bewohner der Agter - Sneeuwber-
men denselben ausgesetzt und mancher Pächter
■Wird durch einen einzigen Einfall der Wilden zuweilen
um mehrere Jahre in seinem Wohlstände
zairückgesetzt.
Die Schafzucht ist der einträglichste Erwerbzweig
der hiesigen Colonisten. Hier und im Rog-
jmeveld fallen die schwersten Schafe und ihr Fleisch
wird für das wohlschmeckendste in der ganzen Co-
llonie geachtet. Einzelne Pächter besitzen Heerden
von sechs bis siebentausend Stück, und wenige halten
deren unter dreitausend. Man kann sich nach
dem oben gegebenen Anschlag eine Vorstellung
von dem Gewinne machen, den solche Heerden ab-
Werfen. Neuerlich sind auch hier, durch die Commission
zur Verbesserung des Landbaus und der
Viehzucht, spanische Böcke eingeführt und schon
fällt auf einzelnen Pächtereien brauchbare Wolle.
Sobald das Vorurtheil gegen diese Race durch die
unausbleiblich glücklichen Erfahrungen wird hin-
iveggenommen sein, kann man sich aus dem, was
die Schneeberge allein an treflicher Wolle liefern
^Werden, ansehnlichen Gewinn für die ganze Golo-
nie versprechen.
Nicht minder einträglich ist die Rindviehzucht.
Die Kühe geben hier mehr und fettere Milch als
®anderswo, und die hiesige Butter wird daher in der
■Capstadt vorzüglich gern gekauft und in ansehnli-
■chen Quantitäten dorthin zu Markte gebracht. Herr
fsB a rr o w berechnet den Ertrag an Butter, den eine
Heerde von go Kühen wöchentlich liefert, auf 100