
fast unbewohnbaren Landes, das auf keine Weise
zu benutzen wäre, wenn die Vorsehung nicht
das genügsame Schaf i gleichsam so ganz eigens
dafür geschaffen hätte. — Der sich selbst überlassene
rohe Mensch im einsamen Naturzustände
ist nicht böse aus sich selbst, er wird es noch
weniger aus Grundsatz, aber er folgt blindlings
seinen Trieben und Leidenschaften, welche ihn
zu Handlungen verleiten, die uns, auf dem hohen
Standpuncte unsrer Cultur, als Verbrechen erscheinen,
aber nur dann ganz dafür gelten könnten,
wenn die Thäter selbst ihre Sträflichkeit
Wirklich erkennten. So treibt der Hunger oder
der Wunsch, sich mit etwas Besserem zu nähren,
als mit Schlangen, Ameisen und Seekuhspeck
den Buschmann zum Raube, ja selbst zum Morde,
ohne dafs ihm sein Gewissen viel dabei sagt und
ohne dals man deshalb den Hiebssinn und das
Organ der Mordlust an seinem Schädel zu suchen
brauchte. Eben so wenig erkennt der Golonist
so grols Übels darin, wenn er sein Eigenthum
muthig gegen die Wilden vertheidigt, mit Gefahr
seines eignen Lebens den Räubern die Beute
wieder abjagt und im Widersetzungsfall einen
von ihnen tödtet. Beider Handlungen sind nicht
aus denselben Grundsätzen zu richten, nach welchen
man in einem wohleingerichteten Staate den
Raub oder die selbsträcherische Gewaltthat bestraft,
Hier herrscht noch das rohe Naturgesetz
und leider kann die Regierung nur dann, wenn
der Golonist die Pflichten der Menschlichkeit
aus den Augen verliert, oder wenn der Busch-
I mann seinen Gefangnen mit ausgesuchten Mar-
[ tern zu Tode quält, die Bestrafung des Missetha-
ters als ihre Angelegenheit betrachten, um dem
Übermaafs des Greuels zu wehren. Die Gegen-
I wehr kann sie nicht verbieten, so lange sie nicht I den Wilden selbst von seinem Angriffe abzuhal-
[ ten vermag. Um das Übel zu heben, mufs sie I ganz andre Maafsregeln ergreifen, auf die Milderung
der Sitten, auf die allmähliche Ausbildung
der im Kampf begriffenen Parteien hinwir- I ken, ehe sie die Vorschriften europäischer Cri-
I minalgesetze in Anwendung bringen darf. — I Doch Thatsachen beweisen mehr als das weitläufigste
Raisonnement. Die Leser mögen also,
wenn sie die Erzählung meiner Reisen aus den
I Händen gelegt (nur nicht eher), selbst über den I Zustand der Buschmänner und ihr Verhältnifs zu
den Colonisten das Endurtheil fällen.
Die hier anwesenden Buschmänner waren wie
alle übrige Wikle dieses Landes mit Thierfellen
bekleidet. Einige der Colonisten machten den
Gouverneur aufmerksam darauf, dals die Mehr-
sten Antilopenfelle trugen und nur wenige Schaffelle
urogehangen hatten. Sie sagten, man könne
| daraus sehen, dafs diese Horde ziemlich, gute
\ Gesinnungen habe, indem, wenn das Gegentheil
der Fall wäre, Alle mit Schaffellen bekleidet sein
würden, als welche sie nur durch Raub bekommen
könnten und übrigens so sehr allen ändern
Bekleidungen vorzögen * dafs man aus ihrer Abwesenheit
sicher auf friedliche. Gesinnungen
schliefsen könne. Zur Ehre der Colonisten mufs