
volles. Obgleich nur etwa sechs Töne auf dem
Instrument hervorgebracht werden können, die
überdies nicht in unsrer diatonischen Leiter liegen,
sondern ganz fremde Intervalle bilden, so
giebt doch der Schallmayartige Laut, der ganz
seltsame Rhythmus, und eben jenes Fremde, ich
möchte sagen Wilde der Harmonie* *) dieser Mu^
sik einen eignen Reiz.
Unser Lager war übrigens an einer gefährlichen
Stelle aufgeschlagen, dicht vor uns der Strom
und unmittelbar hinter uns eine lange steile Felswand.
Wäre der Strom in der Nacht plötzlich
gestiegen, wie es nicht selten der Fall ist, so würde
es schwer gewesen sein zu entkommen, und
Beispiele solcher Unglücksfälle sind, wie ich schon
*) Harmonie ist es immer zu nennen, denn die Intervalle,
obgleich nicht die unsern, stehen in gefälligem, dem Ohr verständlichem
Verhältnifs.. Zwischen dem Grundton und der
Octave nemlich liegen nur drei Intervalle, deren erstes um
•weniges tiefer ist als unsre grofseTerze; das zweite liegt in der
Mitte zwischen der kleinen und grofsen Quinte, das dritte zwischen
grofser Sexte und kleinen Septime, so dafs man Anfangs
im kleinsten Septimenaccord moduliren zu hören glaubt. Doch
liegt alles höher im Verhältnifs zuiii Grundton, das Ohr fühlt
weniger das Verlangen nach Auflösung in den reinen Dreiklang,
es bleibt auch ohne dieselbe befriedigter. Geschickte Spieler
bringen noch das zweite, zuweilen gar das dritte Intervall in
der höhern Octave heraus, doch sind diese hohen Töne etwas
schneidend und selten reine Octaven der entsprechenden tiefen
Töne. — Eigentliche Melodien hört man nicht, es ist nur ein
Wechsel dieser Töne, die lang gehalten werden und vor deren
jedem der Grundton vorschlägt. Es verdient bemerkt zu
werden, dafs diese Intervalle nicht dem Instrument eigenthüm-
lich sind, sondern jeder, auch der Gesangmusik der africani-
schen Wilden,
heim Gauritsrivier bemerkt habe, an den Ufern
I der gröfsern africanischen Flüsse nicht selten.
I Überhaupt ist diese Stelle, wie wir am folgenden
I Tage bemerkten, sehr ausgezeichnet. Man begreift
leicht, dafs da, wo ein so mächtiger Strom
I zum völligen Umkehren in der entgegengesetzten
[ Richtung gezwungen wird, theils die Nebeneinan-
| derstellung der Gebirge selbst fremdartig sein,
I theils ihre Masse yon dem Jahrhunderte lang fort-
I gesetzten Anarbeiten des Stromes Spuren an sich
I tragen müsse. So sind denn auch wirklich die
I steilen Mauern, unter welchen der FJufs die gro-
I fse Biegung zu machen gezwungen wird, sehr ma-
I lerisch, sie ragen hoch und oft in weiten Bogen
I über den Weiden und Mimosen des Ufers hervor
I und grofse herabgestürzte Brocken, zwischen wel-
I chen diese Bäume sich mühsam heraufdrängen
I verrathen die Macht dieser Fluthen bei hohem
I Stande des Wassers. Aus zwei tiefen Schluchten,
I die das ganze Gebirge in drei Gruppen theilen,
I stürzen sich zwei periodische Bäche gerade gegen
I den Strom hinein; sie sind mit Bäumen dicht be-
I wachsen, und in ihren innersten Thälern trifft
I man auf sehr wildes und kühnes Geklüfte. Gleich
I der erste Felsen am Eingang der südlichen Schlucht
[ ist von seltsamem Gefüge. Seine Schichten sind
[ vielfach gebrochen und an den Seiten herabge-
[ sunken, durch spätere Sinterung aber wieder in
dieser Lage zusammengebacken. Bei den Reisenden
führt daher dieser Felsen den Namen: roo-
| de gebroden Klip, (der rothe gebrochene Felsen)
I und mit diesem Namen wird die ganze Gegend