
K le rk war ein Mann von vieler, persönlicher Bravour,
er war erst 46 Jahr alt und hatte in seinem
Leben schon ein und dreifsig Löwen und neun
Parder erlegt, eine Menge von Hyänen und eisbarem
Wild brachte er gar nicht in Anschlag.
Die Golonisten hielten ihn als Anführer in besondrer
Achtung, und in dem letzten Kaffernkriege
hatte er sich wegen seiner Milde sowohl, als wegen
seines Muths das Lob der englischen Regierung
erworben. Nichts desto weniger war dieser
Mann nicht Herr . in seinem Hause, denn hier
schaltete seine alte 75jährige Mutter mit unerbittlicher
Strenge. In allem, was das Hauswesen betraf,
hatte er nur eine rathgebende Stimme und
mufste es sich oft gefallen lassen, dafs sie Anordnungen,
die er ohne ihre Genehmigung getroffen,
selbst wenn sie die zweckmäfsigsten waren, aus
Eigensinn rückgängig machte. Sie sagte selbst zu
uns:' „Mein Sohn ist Gommandant im Felde, aber
hier bin ich Gebieterin und will es bleiben, so
lange ich lebe.44 Die Ehrfurcht der Kinder gegen
ihre Altern und ihre Unterwürfigkeit bis in die
spätesten Jahre ist abermals ein achtungswerther
Zug in dem Gharacter des africanischen Colonisten,
der sich wieder aus der patriarchalischen Verfassung
leicht erklären läfst. Wie oft man auch
feindlich gesinnte Brüder antrifft, so kann man
doch sich darauf verlassen, dafs beide in der Achtung
gegen den Vater mit einander Übereinkommen.
Selten aber sieht man diesen sein Ansehn
gebrauchen und den Friedensstifterf abgeben; gewöhnlich
bekümmert er sich gar nicht um ihren
Streit, um es mit keinem zu verderben.
Schon lange hatte de K le r k gewünscht, sich I statt des alten baufälligen Hauses ein neues zu
(bauen, die Mutter bestand aber darauf, sie wolle
( in dem Hause sterben, das ihr seliger Eheherr mit
I eignen Händen gebaut. Er war auch verheirathet
(gewesen, hatte aber seine Frau bald verloren und
(allein seiner Mutter zu gefallen einer zweiten Ehe
I entsagt. Die Alte war die rüstigste Frau, die mir
(unter den Colonistenweibern über 5o Jahren vor- I gekommen ist. Erst vor wenigen Tagen war sie
von der Capstadt zurückgekommen, wo sie ohne
Begleitung ihres Sohnes alle ihre Geschäfte noch
selbst besorgt hatte. Mit ungemeiner Thätigkeit
stand sie nicht nur der Haushaltung, sondern der
ganzen Wirthschaft vor, ging oft ins Feld, um
nach den Heerden zu sehen (bisin ihr siebenzigstes
Jahr hatte sie noch kleine Reisen zu Pferde gemacht)
und verrichtete bei dem Vieh eigenhändig
*alle die Geschäfte, die man bei uns Thierärzten
, anzuvertrauen pflegt. Ich sprach mit ihr von der
Ä F rau des Veld-Commandanten G e ro t s , die ein-
Imal, als die Buschmänner in Abwesenheit ihres
( Mannes eine grofse Anzahl Schafe gestohlen hat-
( ten , den Räubern zu Pferde nachsetzte, sich , mit
(ihnen unter dem Beistände eines einzigen Hotten-
(totten eine Zeitlang herumschofs und sie in die
i Flucht jagte *). Sie meinte, sie wäre noch jetzt
[im Stande, dasselbe zu thun, wenn es die Noth
[erfordern sollte, und habe in ihrem Leben manch
[gefährliches Abentheuer ähnlicher Art bestanden.
*) Bar row erzählt diesen nemlichen Fall I. S. 309.