
Weisung zur Verbreitung derselben und zur Erkennung
der vollkommen . bewirkten Immunität
gegen das Blatterngift. Durch sie wurden die
Schutzblattern nach dem Sakrivier gebracht, wo
Kr i e g e r und Botma, ebenfalls von mir schon
unterrichtet, für die weitere Verbreitung thätig
sorgten und die mehrsten Familien längs den
Grenzen zur Annahme des Schutzmittels überredeten.
Schwerer hielt es, die von jeher sehr ungläubigen
und vorurtheilsvollen Einwohner des
Roggevelds dazu zu bewegen. Indessen hatte ich
einmal ihre Gunst und ihr Vertrauen so fest gewonnen,
dafs es mir bald glückte, alle ihre Zweifel
zu besiegen, zumal da ich ihnen durch das
Beispiel an ihren Hottentotten, die sich meiner
Behandlung zuerst unterziehen mufsten, bewies,
dafs die durch die Impfung bewirkte Krankheit
von weniger Bedeutung sei. Nach und nach verbreitete
sich das Gerücht von dem zu Gebote
stehenden Sicherungsmittel gegen die so sehr gefürchtete
Blatterkrankheit so weit umher, dafs
aus der ganzen Karroo an den zur Impfung bestimmten
Tagen die Kinder, Sclaven und Hottentotten
mir zugeschickt wurden, ja viele der
Hausväter kamen selbst, um auch sich nebst ihren
Frauen impfen zu lassen, einige andre Alte meinten
aber, es sei bei ihnen nicht mehr der Mühe
werth und sie würden wohl von den Blattern
nichts mehr zu fürchten haben. In den vier
Wochen, die ich mich hier aufhielt, wurden in
Allem nahe an dreihundert Personen von mir geimpft
und durch die vernünftigen Hausväter, besonsonders
die Veldcornets Ne l nnd Mar i ts verbreiteten
sich die Schutzblattern nach meiner
Abreise noch weiter, so dafs ich die Absicht der
Regierung für vollkommen erreicht ansehn und
an die Zurückreise denken konnte *).
Während dieses Zeitraums aber hatte ich gar
manches zu entbehren und lebte fast noch kärglicher,
als auf der letzten Hälfte unsrer grofsen
Reise. Meine Wirthe und i alle ihre Nachbaren
nährten sich nemlich so ganz von Hammelfleisch,
dafs gar kein andres Nahrungsmittel weit umher
zu ßnden war. Täglich wurden zwei bis drei
Schafe geschlachtet, von denen wir zum Frühstück
die gebratenen Gedärme und Fiifse (ein
Gericht, das durch die ganze Golonie unter dem
Namen Pens en poorjets sehr berühmt ist) nebst
dem gerösteten Schwanzfett bekamen. Das Mittagsessen
bestand aus einer kräftigen Suppe und
Hammelbraten und Abends waren die gesottenen
Rippenstücke unsre Mahlzeit, alles sehr schmackhaft
und reinlich bereitet, aber ohne Brod, und
Anfangs sogar ohne Salz (denn auch daran fehlte
es) gehörte wirklich ein gesunder Appetit dazu,
um mehrere Wochen hinter einander sich auf
diese Weise nähren zu können. Das Schlimmste
war, dafs selbst das Wasser in dieser Gegend
*) Die Schumblattern kamen im November iso3 mit einem
portugiesischen Sclavenscliiffe von Mosambitjue nach der
Capstadt, nachdem schon unter der englischen Regierung ver •
gebliche Versuche gemacht wareu, sie aus Europa herübeijsu-
bringen.
II. Oo