
ward zu einem Spätzierritt naeh Rotterdam, dem
Landgute des Drosten benutzt^ wohin uns die
Töchter des Hauses zu Pferde begleiteten. Wir
besahen die dortigen Anlagen und die schönen
Pferde aus dem ansehnlichen Gestüte des Eigentümers.
Aber gleichgültig war mir dies alles,
weil ich mich sehnte das letzte Häuschen des Hofes
zu erreichen, in welchem ich einen ehrwürdigen
verdienten Landsmann, O ' den ältesten aller lebenden
Botaniker, den blinden drei und neunzigjährigen
Aug e sehn sollte. —
Johann Andreas Auge, im Jahr 1711 zu
Stollberg am Harze geboren, war früh, von einer
unwiderstehlichen Neigung zur Kräuterkunde die
er als Gärtnerbursche gewonnen hatte, schon
vor seinem zwanzigsten Jahre nach Holland, dem damaligen
Hauptsitz der Gärtnerkunst gegangen, und
hatte sich dort unter B o erhaave seltene Kenntnisse
in seinem Fache eigen gemacht. Old en 1 and
und Berg waren schon mit Sammlungen capischer
Gewächse heimgekehrt; ihr Beispiel undB oerhaa-
ves Aufmunterung veranlafsten ihn zu dem Ent-
schlufs, auch dahin zu reisen, und er kam, mit guten
Empfehlungen versehen, im Jahre 1747 am Gap
an. Der damalige Gouverneur Swe 11 eng r eb e i
stellte ihn sogleich als Gehülfen im Compagnies-
garten an, und Gouverneur Tülb a gh, der ihn wegen
seiner botanischen Kenntnisse besonders liebte,
machte ihn zum Aufseher dieses Gartens, den
er nun mit grofsem Eifer mit seltenen africani-
schen Gewächsen zu vermehren und zu einem
wahren botanischen Garten zu machen sich bemühte.
Aus jenen Zeiten allein schreibt sich das
Lob her, das noch jetzt (leider unverdienterweise)
diesem Garten ertheilt wird, und alle Seltenheiten,
die man noch darin findet, stammen aus Au.
ge’ s Zeiträume. Eben so fleifsig sammelte er wildwachsende
Kräuter in seinem Herbarium und übersandte
sie an Bufman, der nachher, zum Nutzen
für die Wissenschaft öffentlichen Gebrauch davon
machte. Im Jahr 1761 begleitete er auf T ülbaghs
Veranlassung die Commission, die unter Führung
des Commandanten Hop eine Reise nach dem
Grootrivier in das Land der Namaaquas unternahm,
und brachte viele neue Pflanzen mit zurück,
die von seinen europäischen Freunden in
der Folge beschrieben wurden. Zehn Jahre später
begleitete er T h u n b e r g und Masson auf einigen
ihrer Wanderungen und machte auch mit
Sparrman Bekanntschaft. Späterhin erhielt er
wegen zunehmender Gesichtsschwäche seinen Abschied
und eine kleine Pension, die er auf dem
entfernten Wohnort eines alten Freundes in der
Gegend des Chamtoosriviers verzehrte Dieser
verpflegte ihn, als er endlich völlig blind ward,
und in seinen Armen hoffte der jetzt mehr als
70jährige Greis ein ruhiges Ende zu finden. Er
sollte aber noch harte Prüfungen des Schicksals
erleben. Als nemlich die Engiänder im Jahr 1795
das Gap eroberten, verlor er seine Pension, doch
sein edelmütiger Freund liefs ihn diesen Verlust
nicht empfinden, sondern sorgte mit eigener Aufopferung
fortdauernd für alle seine kleinen Bedürfnisse,
bis ihn selbst der Einfall der Kaffem