
öffnet sich ein Blick in ein neues Labyrinth. Man
bemerkt keine Spur, dafs je eines Menschen Fufs
diese Gegend betreten habe, und doch hemmt
weder Fels, noch Gebüsch, den leichten Weg
nach allen Richtungen. Nirgends erblickt man
eine Pflanze, die dem Menschen auch in seinem
elendesten Zustande Nahrung geben könnte, nirgends
etwas, das ihm zur Befriedigung irgend eines
'Bedürfnisses dienen möchte, daher flieht selbst
der Buschmann diese Thäler und viele von ihnen
sind vielleicht nie von einem menschlichen Fufse
betreten. Denn sehr weit erstreckt sich diese
Reihe von Bergen; soweit unser Auge reichte,
hatten wir gestern ihre Spitzen nach Osten vorragen
sehen, und nach Aller Versicherung ist in
sechs Tagereisen ihr Ende noch nicht zu erreichen.
Sie laufen in einer geraden Richtung von
W.N.W. nach O.S.O., und ihre platten Gipfel
scheinen die höchsten Puncte in der westllichen
Hälfte des südlichen Africa. Denn wenn auch
die fernen Berge im Osten, aus welchen der
Oranjerivier seinen Ursprung nimmt, und die noch
Niemand untersucht hat, v i e l l e i ch t hoher sind,
so liegt doch gewifs der Gipfel des Romberges
nur in e iner Fläche mit den Thälern der Kar-
reeberge, die sämtlich zwischen 800 und 1000 Fufs
aus ihnen hervorragen. Ob die wunderbare Fonh
dieser Berge, ihre gleiche Höhe, die Horizontal^
tat ihrer Gipfel, die Abwesenheit aller Spuren
von gewaltsamen Erschütterungen nicht ebenfalls
auf eine sehr hohe Lage, auf eine sehr frühe
Emersión aus dem Flüssigen deuten, muís ich erfahrnen
Geologen zu beurtheilen überlassen.
Nicht ohne grofse Aufmerksamkeit auf den
zu findenden Rückweg drangdn wir von einem
Thal in das andre vor, ohne eine Spür’ von lebenden
Geschöpfen zu entdecken. Endlich bemerkte
mein Hottentott einen schmalen, von
Straufsen getretenen Fufssteg, dem wir eine Weile
folgten, um unsern Pferden den mühsamen
Weg durch das niedre Gestrippe, mit welchem
die Abhänge und Thäler bedeckt waren* zu erleichtern.
Bei einer Wendung : um einen neuen
Berg sahen wir eine Heerde von etwa dreifsig jener
Riesenvögel vor uns, und dicht hinter ihnen
weidete ein Trupp von achtzig bis hundert Quaggas.
Ab wir uns näherten, bemerkten uns die
Straufse und flohen davon, worauf ihnen, die wilden
Pferde instinctmäfsig folgten. Denn so verschieden
diese beiden Thierarten auch sind, so
haben sie doch eine Art von Zuneigung zu einander,
und man findet sie immer beisammen; die
Quaggas folgen den Straufsen weil diese durch
ihre Fernsichtigkeit Gefahr und Nahrung frühes
entdecken, dagegen bleibt deF Straub dem Quag-
ge getreu, weil dessen Mist grofse Käfer: herbei-
lockt, die ihm ein angenehmes Futter sind. *) —
Ein jagdlustiger Hottentott ist nicht vom schiessen
zurückzuhalten; so half es! denn auch mit
nicht viel, dafs ich meinem Burschen das völlig
Nutzlose einer Jagd auf Quagga’s, bei unseren gro-
*) Man vergleiche S. 43 diese*. Bandes,