
eine Colonistenfamilie, die sich auf der Reise
nach der Capstadt befand und uns deshalb merkwürdig
ward, weil wir in ihrer Gesellschaft den
ersten Trunkenbold sahen, der uns unter den
gebohrnen Africanern auf der ganzen Reise be-
gegnete. Der Mensch zankte mit unserm Wirth,
betrug sich grob gegen die übrigen Colonisten
und hart gegen seine Frau, aber auch ihm entfuhr
ungeachtet seiner starken Trunkenheit kein
Fluch, noch sonst ein unanständiges Wort. —
Wir hatten nun wieder eine Strecke von
zehn Stunden der dürrsten Karroo-Ebene vor
uns, in welcher wir kein Haus, noch selbst einen
Tropfen Wasser antreffen sollten. Die gewaltige
Hitze hatte fast die Kräfte unsrer Pferde
erschöpft, es ward daher beschlossen, wieder die
Nacht durchzureisen und wir begaben uns sobald
der Mond aufging um 2 Uhr Morgens auf den
Marsch. Der Weg war eben und gutgebahnt,
rund um uns her ruhte die weite Ebene in der
Dämmerung des Mondlichts und nichts unterbrach
das' tiefe Schweigen als das Bellen eines
Quagga, das aus weiter Ferne herüberschallte
und uns eine Merkwürdigkeit dünkte, weil wir
aufser einem einzigen Hasen nun seit zehn Tagen
kein Stück Wild gesehen hatten. Aus eben
dem Grunde waren uns neulich die Spuren von
Straufsen aufgefallen, die wir einmal am Wege
erblickten und als die einzigen Beweise von der
Nähe eines lebenden Geschöpfs mit freudigem
Interesse betrachteten. Am Morgen hatten wir
das herrliche, in diesem Theil von Africa seltene
Schauspiel, die Sonne über dem ebenen Horizont
der hinter uns liegenden ungeheuren Fläche
aufgehn zu sehn, und um acht Uhr erreichten
wir den zum Ruheplatz bestimmten Ort, die
Rietfoncein. Die Bewohner waren nicht daheim
und ein alter Deutscher, vormals Soldat in Diensten
der ostindischen Compagnie, der jetzt hier
als Hausknecht die Aufsicht über das Vieh und
die Sclaven führte, empfing uns vor dem- Eingänge
einer kleinen dumpfigen Hütte ohne Fenster
noch Schornstein. Nicht weit davon stand
eine geräumigere, aber sehr verfallene Strohhütte,
vod der Art, die hier Hartebeesthuüje genannt
wird, diese liefsen wir durch unsre Leute
aufräumen, reinigen und ausräuchern und schlugen
fürerst unsern Aufenthalt darin auf, bis die
Wagen mit unsern Zelten gekommen sein würden.
In dem kleinen Garten fanden wir einen
Vorrath junger grüner Bohnen und reifer Feigen,
den wir uns für die Mahlzeit und den Nachtisch
zu Nutze machten und befanden uns bald in
dem Anfangs widrigen Aufenthalt, da er doch
Schatten und Kühlung gewährte, wie zu Hause.
Der alte Soldat belästigte uns etwas mit seiner
Zudringlichkeit und den Erzählungen von seinen
Schicksalen und Feldzügen. Er hiefs P. Hefsler,
war aus Jülich gebürtig und hatte als Husar lange
in der Österreichischen Armee, namentlich bei
dem Regiment Es terhazy und unter Wurm-
ser, gedient und ward nicht müde, uns das Alles
mit der eignen Geschwätzigkeit des hohen Alters,
bis zum Überdrufs zu wiederholen. Mein Name,