
eine Unterhaltung zu bereiten, die ihnen gefiele.
Lieutenant Me ie r , der Älteste unsrer Gesellschaft,
ein Mann, dem es in seinem Leben nicht
immer günstig ergangen war, dem aber ein hoher
Grad von Gutmüthigkeit und innerem Frieden,
bei übrigens sehr gesundem, wenn gleich
nicht hoch gebildeten Verstände den Glauben
an die Menschen bewahrt hatte, und der, daher
auf die kleinen harmlosen Neckereien seiner Gefährten
, deren Freundschaft sich ihm überdies
hinlänglich bewährt hatte, willig einging, gab
dazu die Veranlassung. Er war zufällig in einer
Stadt in Holland gebohren, deren Bewohner vor
Zeiten,, wie in Deutschland die alten Bürger von
Schilda und Schöppenstädt in dem Ruf wenig
glänzender Geistesgaben standen und von deren
verkehrtem Treiben das Volk sich allerhand belustigende
Geschichtchen erzählt. Meie r mufste
es sich gefallen lassen, dafs diese weltbekannten
Anecdoten, sehr gut in die africanische Denkweise
übersetzt, zur Belustigung unsrer Wirthe,
die noch nie davon gehört hatten, der Reihe
nach vorgetragen wurden und er verfehlte nicht,
ungeachtet der Verwunderung, mit welcher sie
immer nur ihn dabei, ansahen, zuweilen durch
ein naiv einstimmendes Bekenntnifs den Glauben
an die Wahrheit dieser Mährchen so zu erhöhen,
dafs endlich aller Zweifel daran verschwand und
dafs die Zuhörer zuletzt mit eben dem Interesse
nach neuen Proben von der Verkehrtheit der
Campener forschten, mit welchem man sich in
Europa von den Neuhollandera und Otaheitern
erzählen läfst. Besonders konnte sich die gute
Frau Morkel nicht von ihrem Erstaunen erholen,
dafs es so wunderliche Menschen in Europa
gebe und rief ihrem Mann einmal über das andre
zu, ob er das wohl je gedacht hätte. Die
gutinüthige Laune, mit welcher der Scherz hier
gegeben und verstanden ward, nahm ihm alles
Gehässige, das ähnliche Aufschneidereien sonst
haben. Nicht ohne eine wehmüthige Empfindung
erinnere ich mich dieses und der folgenden
fröhlichen Abende, die ich mit meinen Gefährten
unter den Golonisten verlebte, denn die
mehrsten von ihnen ruhn schon im Grabe und
dem Einen waren die heitern Stunden dieser
Reise der letzte freundliche Blick, mit welchem
das Leben ihn ansah.
Am folgenden Morgen begleitete uns Rittmeister
Mo r k e l bis an den Fufs der Hotten-
toUschhollands-Kloof und schaffte uns Vorspann
für unser Gepäcke, das von der Gapstadt bis
hieher vorausgeschickt war. Dann zogen wir den
Bergweg hinauf, der erst gerade gegen die Höhe
hinan, in dem letzten Drittheil aber seitwärts,
an der schroffen Wand des Gebirges, über die
künstlich ausgesprengten Parallelschichten geführt
ist. Wie verändert fand ich die Gestalt
dieser Höhen seit meinem ersten Besuche! Das
Gebüsch, das damals dunkellaubig und trocken
dastand, hatte sich mit neuem Grün bekleidet
und war mit Blüthen wie übersäet. Ein solches
blühendes africanisches Gebüsch hat aber ein
ganz . andres Ansehn, als ein europäisches. In