
und ein wenig gegen Norden gewendet, daher
die Sonne hier mit voller Kraft wirkt und alle
Feuchtigkeit, die sich während des Winters gesammelt
hat, in den Pflanzen mit Macht in die
Höhe treibt und sie zu dem üppigsten Wachs-
thum entfaltet. Dem Sammeln Von Insecten,
sonst meiner Lieblingsbeschäftigung, mufste ich
heute zum, Theil entsagen, weil ich einen ganzen
Tag nöthig gehabt haben würde, um Alles
mitzunehmen und unsre Reise deshalb nicht aufhalten
durfte. Wie oft wünschte ich mir manche
meiner Freunde aus Europa heran, um diesen
schwelgerischen Genufs mit mir zu' theilen,
wie froh wäre ich gewesen, hätte ich nur die
Freunde aus der Gapstadt bei mir gehabt, die
mich sonst auf meinen botanischen Wanderungen
zu begleiten pflegten. — Weiter hinab stehen
einzelne Sträuche, deren ausschliefslicher
Fundort dieses Thal ist. Dahin gehört Retzia
spicatay Penaea formosa, Erica gnaphalodes
und acuminata, Protea erosa und viele andre
Gewächse von ähnlicher Schönheit und Seltenheit.
Ich würde die Geduld meiner Leser ermüden,
wollte ich die Namen aller Pflanzen hier
nennen, die mir jenen Tag werth und unvergefs-
lich gemacht haben. Der wird meine Freude
verstehen, dem je bei dem Anblick einer grofsen
Sammlung lebender ausländischer Gewächse, die
Sehnsucht gekommen ist, sie an ihrem natürlichen
Standort, aufgehäuft zu malerischen Gruppen
und in der Fülle ihrer eigenthümlichsten
Natur zu schauen.
Aus dem Gebirge, das uns nunmehr zur Linken
lag, fliefsen zu dieser Jahrszeit reiche Bäche
herab und durchschneiden auf ihrem Laufe zur
Küste die Thäler zwischen hier und der Hou-
hoek. Gleich der erste den man zu durchwaten
hat, ist einer der gefährlichsten wegen seines
schlammigen Grundes, in den leicht Wagen und
Ladung versinken. Die Stelle, an welcher man
ihn durchwatet, führt von Alters her den Namen
Grietjes gaf, wieviel man auch Steine und Bäume
in dieses Loch versenkt hat, so scheint es doch
unergründlich, weil immer von oben herab aufs
Neue der Schlamm herbeigeschwemmt wird. Wegen
des niedrigen sandigen Ufers hat man keine
Brücke anlegen können und selbst an den ändern
Bächen, wo das höhere Ufer es zu gestatten
schien, haben die Überschwemmungen der
heftigen Winterregen die Brücken wieder mit
fortgerissen, so dafs man nur noch die Füfse davon
sieht. Auch trocknet im Sommer selbst dieses
Loch fast ganz aus und ist bis auf eine kleine
schmale Stelle bequem zu durchwaten.
Ansehnlicher als diese einzelnen Bäche ist ein
Flufs, den wir um Mittag erreichten; der Pal-
mietrivier^ also genannt von der Menge des auch
in den übrigen Flüssen dieser Gegend so häufigen
Palmietschilfes ( Acorus Palmira), von welchem
in der Folge noch etwas Näheres angegeben
werden wird. Zur Winters- und Frühlingszeit
ist er besonders reifsend und ohne verständige
Wegweiser nicht zu durchwaten. Denn auch
sein Bette ist von schlammigen Untiefen durch-
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