
der Nothwendigkeit und Billigkeit seiner Entscheidung
zu überzeugen. Indessen zerflofs der
arme Sendling draufsen fast in Angstschweifs und
gebehrdete sich nicht anders, als ob es sein Leben
gelte. Seine Frau, die vormals Haushälterin
bei jenem überfrommen Prediger in Roode-
zand gdwesen war, reichte ihm dann und wann
Arzenei und suchte ihn durch mancherlei Trostgründe
aufzurichten. So bemerkte sie unter ändern,
dafs er sich freuen müsse, bei Gott mehr
Gnade gefunden zu haben, als bei den hartherzigen
Menschen und dafs ein frommer Christ die
Verfolgungen einer weltlichen Obrigkeit verachten
könne, wenn er der Gonade seines himmlischen
Richters gewifs sei u. s. w.
Der Missionär Vos t e r ist indessen in der
Folge ruhig in dieser Gegend geblieben, ohne
eine Reise zu den Heiden zu unternehmen, ohne
seinem Gehalt zu entsagen und ohne von der
Regierung, die in seiner Schwäche einen hinlänglichen
Bürgen für seine Unschädlichkeit finden
mochte, weiter beachtet zu werden. Als Roode-
zand bald darauf der Sitz eines Landdrosten
ward, hatte dieser noch manchen Kampf mit den
Anmaafsungen der Missionäre zu bestehen. Die
Meinung des Volks blieb aber entschieden für
sie und es ist nicht abzusehn, welche Wirkungen
auf den Character und auf das Glück der Nation
ihr Einflufs in der Folge noch haben wird.
Es ist nicht zu leugnen, dafs er sehr wohlthätig
werden könnte, wenn die ausgesandten Missio-
näte gebildete, kräftige Menschen und frei von
Eigennutz und niedrigen Nebenabsichten wären.
Solche aber möchten wohl leicht in dein Umgang
mit den ganz rohen Wilden und in den
Beschäftigungen für deren Civilisation mehr Befriedigung
finden, als in dem trägen Zusammenleben
mit den halbgebildeten, von Vorurtheilen
mancherlei Art angesteckten Colonisten. —
Wir schlossen heute den grofsen Kreis, den
wir auf unsrer Reise beschrieben hätten und
Übernachteten wieder auf dem Platz: die Liebe,
von welchem wir am 2ten Dec. abgereist waren.
Am Mittag des folgenden Tagei, nachdem
wir zuvor noch den hübschen, jetzt aber
fast ganz ausgetrockneten Wasserfall besehen hatten,
langten wir wieder auf Roodezand an. Der
Prediger lind einige der vornehmsten Einwohner
empfingen uns eine halbe Stunde von dem Ort.
Wir verweilten dort abermals einige Tage, während
welcher ich mit dem Hauptmann Alb e r t i
und einigen ändern Gefährteii noch einmal den
kVitsemberg bestieg, und traten am iSten März
die Rückreise nach der Capstadt an. Der Weg
dahin geht durch die sogenannte Roodezands-
kloof, ein enges romantisches Thal, in welchem
der kleine Bergfluß, der aus den sämtlichen
Bächen von Roodezand gebildet wird, in die
Ebene hinausfliefst, um sich mit dem großen
Bergrivier zu vereinigen. — Erst in den neuern
Zeiten ist ein Fahrweg durch diese Schlucht gebahnt,
der ohne viele Mühe in gutem Stände
erhalten werden kann, aber dennoch etwas vernachlässigt
ist. Vormals ging der Weg zut Seite