
versicherte uns aber, dafs es deren in diesem Bezirk
unendlich viel dickere gebe, und dafs namentlich
bei einem seiner Nachbaren ein, wegen seiner
Dicke berühmter Feigenbaum sich befinde,
der wohl drei Fufs im Durchmesser habe. Inder
That erfuhr ich in der Folge von dem Herrn van
der Riet , Landdrosten zu Stellenbosch, der diesen
Wunderbaum selbst gemessen hatte, dafs sein
Umfang ir Fufs Rheinl. betrage.
Schon im Januar säen die Colonisten hier
ihre Gerste, um in der Winterzeit, wenn sich das
Feld zuweilen mit Schnee bedeckt, Futter für die
Pferde zu haben. Diese Gerste wird auch nicht
reif, sondern dient als grünes Futter, das mit Häk-
kerling und trockner Gerste gemischt, eine kräftige
Nahrung abgiebt; sie stand jetzt schon in
Ähren.
Das warme Bokkeveld enthält n Pächtereien,
die fast alle ausnehmend ergiebig sind. Auf den
besten von ihnen finden sich ansehnliche Anpflanzungen
von Eichen und Pappeln, die einen bedeutenden
Ertrag an Nutzholz liefern. Das Cli-
ma scheint auf die Bewohner dieses Distiicts einen
wohlthätigen Einflufs zu haben; sie sind im
Durchschnitt fester, thätiger und rühriger als in
vielen ändern Gegenden der Colonie. Sie würden
den Bewohnern der Schneeberge sehr ähnlich
sein, wenn die Nähe der Hauptstadt und
überhaupt die gröfsere Bevölkerung ihrer Nachbarschaft,
ihre Sitten nicht schon verfeinert, ihre
Bedürfnisse nicht schon mehr vervielfacht hätte,
als sie es dort sind. Auch hier ist Bigotterie ein
Hauptzug in dem Character der Colonisten. Man
freut sich Anfangs, wenn man hört, wie gern sie
in allen ihren Reden die Erinnerung an ein höheres
Wesen ausdrücken, bald aber lernt man
einsehen, dafs ihnen diese Ausdrücke so geläufig
geworden sind, dafs sie sich gar nichts mehr dabei
denken. Einer der Nachbarn unsere Wirths suchte
sich uns besonders dadurch auszuzeichnen, dafs
er jedesmal vor dem Essen mit vielem Pathos und
in dem Tone der Kirchenvorleser eine lange, auswendig
gelernte Rede hersagte, die man leicht
als ein Bruchstück von der ersten besten alten
Predigt erkannte. Was diese Frömmelei noch
widriger machte, war, dafs dieser Mann wirklich
eben nicht als ein Muster von Tugend und unbescholtenem
Wandel bekannt war.
Als eine Merkwürdigkeit zeigte man uns hier
ein gezähmtes Quagga, das mit den Pferden auf
die Weide ging, und sich von den Menschen
willig streicheln und liebkosen liefs. Es war jedoch
bis jetzt noch nicht dahin zu bringen gewesen,
dafs es sich reiten liefse, und von dem Besitzer
nur vorläufig zu dem Versuche hestimmt,
seine Pferderace damit zu verbessern.
Am Morgen des ioten Mai verliessen wir diesen
Ort und zogen queer durch das warme Bokkeveld
nach dem nordöstlichen Winkel desselben,
aus welchem der kleine Flufs Bussinka entspringt.
Hier fängt dieser übrigens ganz ebene District an,
hügelig zu werden, und terrassenförmig erheben
sich über einander immer gröfsere Felsenmassen,
deren oberste völlig horizontale Schichten in im