
Weinberge und Gärten tränken, und gleich, nicht
weit abwärts von ihr, fliefst der grofse Bergßufs,
der den Paarl-Bezirk vom Thal Josaphat und
Grofs- und klein-Drakenstein trennt. Der Flufs
hat zu wenig Fall und wird bei starken Winterregen
zu reifsend, als dafs sein Wasser dem
Acker- und Gartenbau zu Statten kommen
könnte. Indessen habe ich doch zwei Jahre später,
bei meinem letzten Besuch zu Paarl eine
Anlage gesehen, die als die einzige ihrer Art in
ganz Süd-Africa, wohl eine Erwähnung verdient.
Der Flufs breitet sich nemlich an einer Stelle
hinter dem Dorfe zu einer ganz ansehnlichen
Breite aus und läfst bei niedrigem Stande des
Wassers, also den ganzen Sommer, in der Mitte
eine Insel frei, die schon längst wegen ihrer
Fruchtbarkeit berühmt war, aber wegen der jedesmaligen
Winterüberschwemmungen nicht benutzt
werden konnte. Diese hat ein Bürger von
Paarl, Namens Me y e r , aus der Gegend von
Frankfurt am Main gebürtig, durch sehr geschickt
und sinnreich angelegte Dämme und Schleusen
zusamt dem einen Arm des Stromes und der ganzen
diesseitigen Länge des Ufers dem Flusse
abgewonnen und mit seinem, von der Strafse
her gleich daranstofsenden Garten vereinigt.
Der Flufs ist ganz in das östliche Bette
zurückgewiesen und der westliche Arm zu einem
grofsen Teich in der Mitte des Gartens umge-
schaffen. Obgleich dieser Mann das Unglück gehabt
hatte, mitten in seinen Arbeiten durch
eine zu ungewöhnlicher Jahreszeit eintretende
Über-
%
Überschwemmung gestört zu werden nnd einen
»rofsen Theil der kostbaren Deiche vernichtet Ö , < '• ;*• , , ' nj • •
zu sehen, so hatte er sich doch dadurch nicht
abschrecken lassen, sondern nun vielmehr seinen
Werken eine Festigkeit und Höhe gegeben, die
ihn vor der Wuth des Stromes vollkommen
sicherte. Vermittelst der angebrachten’ Schleusen
war er im Stande, das Wasser des Flusses
nach allen Richtungen <über seine Felder zu leiten
und fand das Land so ergiebig und besonders
so günstig für die Gultur der Baumwollenstaude,
dafs er hoffte, in acht bis zehn Jahren
alle darauf verwendete Kosten wiedergewonnen
zu haben.
Der Ort Paarl hat bekanntlich seinen Namen
von einem grofsen abgerundeten Granit-
blöck, der nackt und kahl auf dem Gipfel des übrigens
wohlbewachsenen Berges liegt und Von den
ersten Colonisten die Perle, sowie ein kleinerer
eckiger, welcher dicht dabei liegt, der Diamant
genannt ist. Man erkennt beide deutlich aus
einer Entfernung vön zwei bis drei Meilen. Bar-
row liefert davon (im aten Cap. des isten
Theils) eine ausführlichere Beschreibung, die
aber in der deutschen ( Leipziger) Übersetzung
dadurch sehr entstellt ist, dafs hier immer der
Paarlberg und die Perle selbst verwechselt und
die Leser verleitet werden, zu glaubett, die se
l e t z t e r e habe eine Höhe von 400 Fufs, da sie
doch nur zwischen und 4° Fufs hödh ist urid
1 > •'osL* höchstens hundert Schritte im Umfang hat. Überdies
ist es wohl ein kleiner Fehlgriff, wenn Herr
II. L