
Töchtern des Hauses, einem künftigen Schwiegersohn
und mehrern benachbarten Freunden
und Freundinnen bestand. Es waren mehrere
Bekannte von früheren Reisen darunter, die
bald ein schnelleres Verständnifs mit den übrigen
vermittelten j so dafs unser Besuch ihre
Freude nicht störte. Im Gegentheil liefsen sie
uns an ihrer Art sich zu unterhalten Theil nehmen
und schon mit dem geselligen Ton der ca-
pischen Colonisten einigermaafsen vertraut, ward
es uns nicht schwer, in ihre Weise mit einzustimmen
und sie alles Zwanges zu entbinden.
Ich bemerkte bei dieser Gelegenheit immer deutlicher,
dafs eine Reise wie die, welche ich im
Gefolge des General - Commissärs gemacht hatte,
durchaus nicht dazu geeignet ist, eine genaue
Bekanntschaft mit den Sitten der Colonisten und
•ihrer Denkweise zu verschaffen. Das Ansehn
unsers Chefs, unsre grofse Anzahl, die Unordnung
und Mühe, die unser Besuch jedesmal verursachte,
vielleicht auch die Gegenwart unsrer
Damen hatte immer die Mädchen und Frauen zu
sehr in Scheu und in Thätigkeit gesetzt, als dafs
eine genauere Bsobachtung möglich gewesen wäre.
Auf dieser Reise aber sah ich sie nun schon oft
in ihrer wahren Gestalt, die sie weder durchaus
liebenswürdig macht, noch, wie manche frühere
Preisende unwahr behaupten, als gänzlich unbedeutend
und roh erscheinen läfst. — Wer erst
in dieses Land eintritt und noch die Erinnerungen
an die geselligen Freunden in seinem hochgebildeten
Vaterlande mit sich umherträgt, dem
kann freilich im Anfang"• die Unterhaltung mit
den capischen Schönen, besonders mit den Landmädchen,
nicht sonderlich gefallen. Es kommt
dazu, dafs sie fast durchgängig recht hübsch sind,
auf europäische Art recht stattlich und geschmackvoll
gekleidet gehen , und dadurch den Fremden
zu der Erwartung eines höhern geistigen Bildungsgrades
zu berechtigen scheinen, in der er
sich dann natürlich um sö unwilliger getäuscht
sieht und leicht in seinem Urtheil zu weit geht.
Es ist sehr begreiflich, dafs sie keine Belesenheit,
kein Urtheil über Werke der Kunst, keine
zarte Empfindung zeigen können, da ihre Umgebungen
von früher Jugend an sehr einfacher
prosaischer Art sind, bei Allen dieselben bleiben
und daher wenig gegenseitigen Austausch der
Ideen gestatten. Wer diese Verhältnisse, in welchen
sie leben und erzogen sind und über die
sie recht gescheut reden können, noch nicht
kennt und sie nun nach dem ersten Zusammentreffen
beurtheilt, getäth leicht in Versuchung,
sie für zurückhaltend oder einfältig zu halten.
Es geschieht wohl, dafs sie eine recht fein ersonnene
Artigkeit, deren Sinn sie nicht gleich
verstehen, für eine Beleidigung nehmen, indessen
der derbe Scherz eines africanischen Jünglings,
bei welchem unsre Damen vielleicht gar
ehrbar die Augen niederschlagen würden, mit
Beifall aufgenommen wird. Man würde sich
aber irren, wenn man daraus auf gänzlichen Mangel
alles sittlichen Gefühls schliefsen wollte. Es
ist zwar weniger zart und schwerer durch Worte